Forschung & Lehre 9/2019

9|19 Forschung & Lehre N A C H R I C H T E N 797 Täglich aktuelle Nachrichten auf www.forschung-und-lehre.de K O M M E N TA R Bildungs- philister 5.0 Die Autoren des „Hoch- schul-Bildungs-Reports“ von Stifterverband und McKinsey meinen zu wis- sen, was in Zukunft nötig sein wird – „Future skills“ für die Wirtschaft, für die Arbeitswelt und vor allem für die Hochschulen. Die- se müssten „zukunftsori- entierter“ werden. Das kennt man seit vie- len Jahren. Diesmal for- dern die Zukunftskenner auch die Konzipierung neuer Studiengänge. Man mag das kaum glauben. Es gibt mehr als 19 000 Studiengänge in Deutsch- land, viele davon ange- passt an irgendwelche Zu- kunftsideen oder Markt- analysen. Im Ergebnis fin- den Bachelorabsolventen oft keinen passenden Mas- terstudiengang, Abiturien- ten verlieren komplett die Orientierung. Das ist nicht positiv vielfältig, sondern unübersichtlich und chao- tisch. Dass das ganze Pa- pier „Hochschul-Bildungs- Report“ heißt, mag man nur noch anekdotisch fest- halten. Von den Autoren weiß offensichtlich keiner, was es mit der Bildung des Menschen auf sich hat. Hinter all der flotten Berater-Terminologie des Berichts verbergen sich die Bildungsphilister alter Schule. Diese können be- kanntlich keinen anderen Sinn im Studium sehen als die Ausbildung von „passgenauen“ Absolven- ten für den Arbeitsmarkt. Brauchen die Hochschu- len, braucht die Gesell- schaft wirklich solche Rat- schläge? Felix Grigat Land zahlt Uni Köln Ausgleich für Exzellenz-Verlust A ls Entschädigung für den verlorenen „Exzel- lenz“-Titel erhält die Univer- sität zu Köln vom Land Aus- gleichszahlungen in Millio- nenhöhe. Bis zum nächsten Exzellenzwettbewerb werde die Hochschule ab 2020 pro Jahr zusätzlich 3,6 Millionen Euro bekommen, bestätigte ein Sprecher des Wissen- schaftsministeriums. Mit dem Geld wolle man gewährleis- ten, dass aktuell geförderte Professuren und Projekte wei- ter bestehen könnten, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (KSTA) zuvor berichtet hatte. Auch die Universitäten Münster und Bochum hatten sich aus Nordrhein-Westfalen als „Elite-Unis“ beworben, gin- gen jedoch leer aus. Sie erhal- ten laut Angaben des Landes jedoch keine Sonderförderung. Schließlich hätten sie den be- gehrten Titel – anders als Köln – auch vorher nicht getragen. Die für die Exzellenzförderung angestrebten Projekte werde man trotzdem umsetzen, hieß es zumindest aus Münster – „nur eben etwas langsamer als im Fall einer Zusage“. An der Universität zu Köln werden neu geplante Projekte dagegen wohl vorerst nicht umgesetzt. Insgesamt wurden zehn Universitäten und ein Universitätsverbund mit dem „Exzellenz“-Titel ausgezeichnet worden. Ver- bunden ist damit eine Förde- rung mit insgesamt 148 Mil- lionen Euro durch Bund und Länder. Die Universität zu Köln war im Jahr 2012 zur „Exzellenzuniversität“ gekürt worden. In diesem Jahr hatte sie den Titel dann verloren. Mit Material von dpa „Hochschulen müssen zukunftsorientierter werden“ D ie deutschen Hochschu- len müssen sich einer Studie zufolge stärker auf die sich verändernde Arbeitswelt ausrichten. Der „Hochschul- Bildungs-Report“ des Stifter- verbands und der Unterneh- mensberatung McKinsey sieht vor allem Defizite in den Be- reichen Lehrerbildung und Weiterbildung. „Hochschulen müssen zu- kunftsorientierter werden“, heißt es in der Studie. Das umfasse zum Beispiel die Konzipierung neuer Studien- gänge, die Schaffung neuer Lernumgebungen und eine Positionierung als Weiterbil- dungsanbieter für digitale Veränderungsprozesse. Hoch- schulen müssten „Lernorte für Future Skills“ werden. Positiv hervorgehoben wird, dass die deutschen Hoch- schulen sich zunehmend in- ternationalisierten, also mehr ausländische Studenten und englischsprachige Studien- gänge haben. Die Studie bemängelt auch, dass immer noch wenig Studierende ein Teilzeit-, Fern- oder Weiterbildungs- studium absolvieren. Auf dem Weiterbildungsmarkt etablier- ten sich inzwischen immer mehr private Anbieter. Von denen könnten Hochschulen viel lernen. Untermauert wird die Forderung nach mehr Weiterbildung an den Hoch- schulen mit einer Umfrage unter 600 Unternehmen. Die- se ergab, dass jeder vierte Er- werbstätige aus der Wirtschaft (Nach-)Schulungsbedarf in digitalen und nicht-digitalen Schlüsselqualifikationen hat. Mit Material von dpa BMBF-Etat leicht gekürzt D er Etat für Bildung und Forschung soll 2020 bei 18,2 Milliarden Euro liegen. Er sinkt um rund 69 Millio- nen Euro und damit nur ge- ringfügig gegenüber dem lau- fenden Haushaltsjahr (18,3 Milliarden Euro). Das geht aus dem Haushaltsentwurf der Bundesregierung hervor. Insgesamt gibt der Ge- setzentwurf ein Haushalts- budget von 359,8 Milliarden Euro vor. Das Bundesminis- terium für Bildung und For- schung (BMBF) ist darin mit rund 5,1 Prozent des Ge- samtbudgets der viertgrößte Posten. Finanzminister Olaf Scholz hatte in seinem Vor- schlag im März zunächst 17,7 Milliarden Euro (4,9 Prozent des Gesamtbudgets) für das BMBF vorgesehen. Bundes- forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte das kritisiert und mehr Mittel ge- fordert. Dem ist das Finanz- ministerium im Gesetzent- wurf nun entgegengekom- men. Mit rund 7,1 Milliarden Euro veranschlagt das BMBF im kommenden Jahr laut ei- ner Mitteilung des Bundestags die höchsten Ausgaben für die Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschafts- und Innovati- onssystems. Dieser Posten beinhalte auch die 2,2 Milli- arden Euro für den Hoch- schulpakt 2020. Für Innova- tions-Forschung seien rund 7,0 Milliarden Euro veran- schlagt – davon allein 2,8 Milliarden Euro für das Berli- ner Institut für Gesundheits- forschung. Für die Nach- wuchsförderung seien rund 4,5 Milliarden Euro vorgese- hen, wobei 2,7 Milliarden Euro in die Studien- und Bil- dungsfinanzierung durch den Bund fließen.

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