Forschung & Lehre 9/2019

798 N A C H R I C H T E N Forschung & Lehre 9|19 S T U D I U M Deutschland bei ausländischen Studierenden immer beliebter D eutschland ist einer Untersuchung zufolge zum beliebtesten nicht-englischsprachigen Gastland für Studierende aus aller Welt aufgestiegen. Nach den USA, Großbritannien und Australien waren in Deutsch- land im Jahr 2016 – neuere Vergleichszahlen liegen noch nicht vor – die meisten ausländischen Studieren- den eingeschrieben. Damit hat Deutschland Frankreich als viertbeliebtestes Land zum Studieren überholt. Das geht aus dem Bericht „Wissenschaft weltoffen 2019“ des Deutschen AkademischenAustauschdienstes (DAAD) und des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) hervor. Im Jahr 2016 haben demnach fast 252 000 sogenannte Bil- dungsausländer (ausländische Studierende, die nicht in Deutschland ihr Abitur gemacht haben) an deutschen Hochschulen studiert – rund 16 000 mehr als ein Jahr zuvor und gut 6 000 mehr als in Frankreich. Die Zahlen sind auch in den Folgejahren weiter gestiegen. Mit Material von dpa Charité entzieht Doktorgrade wegen Plagiats W egen Plagiats hat die Berliner Charité mehreren Personen ihren Doktorgrad entzogen. Von 34 Verdachtsfällen bei Dis- sertationen und Habilitati- onsschriften seien 20 abge- schlossen, davon sechs mit Titel-Entzug. Das teilten die Berliner Senatskanzlei – Wis- senschaft und Forschung so- wie die Charité mit. In elf Fällen wurde dem- nach eine Rüge ausgespro- chen. Drei Verfahren wurden aufgrund nicht oder nur teil- weise bestätigter Vorwürfe eingestellt. 14 Verfahren lau- fen laut der Antwort des Se- nats noch. Mit fünf der lau- fenden Verfahren befasse sich die Promotionskommission der Charité erneut, da die Be- troffenen nach Entzug des Doktorgrads vor dem Ver- waltungsgericht geklagt hat- ten. Die Verdachtsfälle habe die Online-Plattform „Vroni- Plag Wiki“, an der auch meh- rere Berliner Wissenschaftler mitwirken, der Charité ge- meldet. Ein Großteil stamme laut Senat aus dem Jahr 2014. Nach Angaben der Chari- té werden dort jährlich rund 500 Dissertationen und rund 50 Habilitationen erstellt. Die Charité sehe sich verpflichtet, wissenschaftliches Fehlver- halten konsequent aufzuar- beiten. Neben einer umfas- senden Satzung zur Sicherung guter wissenschaftlicher Pra- xis habe sie eine Geschäfts- stelle zur Unterstützung der Verfahren und eine ständige Untersuchungskommission für alle Hauptverfahren ein- gerichtet. Täglich aktuelle Nachrichten auf www.forschung-und-lehre.de Protest gegen Kandidierende für DFG-Fachkollegien R und 100 Wissenschaft- lerinnen und Wissen- schaftler haben gegen die Zu- sammenstellung der Kandi- dierendenliste der Fächer- gruppe „Islamwissenschaften, Arabistik, Semitistik“ für die diesjährige Fachkollegien- wahl der Deutschen For- schungsgemeinschaft (DFG) protestiert. Die Auswahl der Kandidierenden sei intrans- parent, übergehe die Fach- vertretungen und vermische Islamwissenschaften und Is- lamische Theologie. Das geht aus einer Stellungnahme der Sektion „Islamwissenschaf- ten“ der Deutschen Morgen- ländischen Gesellschaft (DMG) hervor. Auf der Liste stehen dem- nach zwei Kandidierende, die dem Zentrum für Islamische Theologie der Universität Tü- bingen angehören. Die DMG erhebt in ihrer Mitteilung „entschiedenen Einspruch ge- gen diese fachfremden Kan- didaturen“, die zudem zwei der insgesamt sechs Listen- plätze ausmachen. Die Isla- mische Theologie sei bislang kein Teil der betroffenen „Fä- chergruppe 106-4“ und in- haltlich wie methodisch dort auch nicht anzusiedeln, da sie sich „fundamental von der Islamwissenschaft unterschei- de“. Die DMG fordere daher die DFG auf, „sobald wie möglich“ die Islamische Theo- logie aus dem Fachkollegium 106 herauszunehmen. Viel- mehr solle die DFG für die Islamische Theologie eine ei- gene Fächergruppe einrich- ten, was auch der Position der Deutschen Gesellschaft für Islamische Theologie (DE- GITS) entspreche. Durch eine Verwischung der Fächergrenzen sei zu- künftig eine Vermischung wis- senschaftlicher Kriterien mit religionspolitischen Erwägun- gen bei der Beurteilung von Projektanträgen in dem Fach- kollegium zu befürchten. Von der DFG erwarte die DMG, ebenso sensibel mit Änderun- gen der Fächerstruktur in diesem Bereich umzugehen, wie es das BMBF zuvor bei der Abschaffung der Bezeich- nung „Islamische Studien“ getan habe. Die Auswahl der Kandidierenden sei zudem in hohem Maße intransparent und ohne Abstimmung mit den Fachvertretungen der Is- lamwissenschaften und der Islamischen Theologie. Weder die DMG noch die DEGITS seien bei den Wahlvorschlä- gen involviert oder konsultiert worden. Von den drei von der DMG vorgeschlagenen Kandidierenden sei nur ein Vorschlag berücksichtigt wor- den. Dass die Universität Tü- bingen gleich zweimal unter sechs möglichen Plätzen ver- treten ist, ist nach Ansicht der DMG eine Missachtung der Fachvertretungen durch die DFG.

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