Forschung & Lehre 9/2019

9|19 Forschung & Lehre N A C H R I C H T E N 799 Weniger BAföG-Empfänger Im Jahr 2018 erhielten in Deutschland 727 000 Personen Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). Das waren 55 000 Personen weniger als im Vorjahr (–7,1 Prozent). Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, er- hielten 410 000 Frauen (56 Prozent) und 317 000 Männer (44 Prozent) BAföG-Leistungen. Von den Geförderten waren 2018 rund 518 000 Studierende sowie 209 000 Schülerinnen und Schüler. FDP: Begabtenförderungswerke öffnen Die FDP-Bundestagsfraktion will Auszubildenden den Zugang zum gesamten Stipendiensystem ermöglichen. Neben leistungsstarken Studierenden sollen auch Lehrlinge ein Sti- pendium erhalten und möglichst an den gleichen Seminaren und Veranstaltungen der Begabtenförderwerke teilnehmen, heißt es in einem Antrag. Bildungslotterie vorerst eingestellt Der Stifterverband hat das vorläufige Ende der Bildungslotte- rie verkündet. Die Initiative in Kooperation mit SOS-Kinder- dörfern und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung sei nicht so gut angelaufen wie geplant, berichtet das „Handels- blatt“. Insbesondere die Werbung für das Programm über TV habe sich als zu teuer für den erzielten Effekt erwiesen. Das endgültige Aus steht der „Bildungs-Chancen-Lotterie“ aber noch nicht bevor. Ein „etabliertes Unternehmen aus dem Glücksspielsektor“ soll das Programm retten. Für Anfang 2020 ist der Neustart geplant. Türkei: Verfassungsgericht stütztWissenschaftler Zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind in der Türkei zu Unrecht wegen „terroristischer Propaganda“ verur- teilt worden. Laut türkischem Verfassungsgericht wurden ihre Rechte verletzt, als sie wegen der Unterzeichnung einer Peti- tion festgenommen und verurteilt wurden. Das Oberste Ge- richt ordnete neue Prozesse an und sprach den Betroffenen eine Entschädigung zu. Die Wissenschaftlerinnen und Wis- senschaftler gehören zur Gruppe „Akademiker für Frieden“, die im Januar 2016 eine Petition für eine friedliche Lösung des Kurdenkonflikts ins Leben gerufen hatte. Philologenverband fordert KMK-Reform Der Deutsche Philologenverband hat eine grundlegende Struktur-Reform der Kultusministerkonferenz (KMK) gefor- dert. Diese sei nicht nur angesichts des dauerhaften Lehrkräf- temangels notwendig. Auch habe dies zuletzt die Debatte um ein mögliches Zentral-Abitur gezeigt. Für langfristige Lösun- gen im Bildungssystem sei eine Professionalisierung der Arbeit der Kultusministerkonferenz notwendig. „Jährlich wechselnde Schwerpunktsetzungen erschweren das substan- zielle Angehen der länderübergreifenden Probleme“, so die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Professorin Lin-Klitzing. Dazu gehörten ihrer Ansicht nach die Vergleich- barkeit der Schulabschlüsse, die Digitalisierung und der „wie- derkehrende ,Schweinezyklus‘ von regelmäßig zu vielen und zu wenigen Lehrkräften“. Täglich aktuelle Nachrichten auf www.forschung-und-lehre.de Projekt DEAL einigt sich mit Springer Nature D ie Wissenschaftspartner aus dem „Projekt DEAL“ haben ein Memoran- dum of Understanding (MoU) über die Veröffentlichung in Zeitschriften des Verlags Springer Nature abgeschlos- sen. Damit gelten für die Ver- öffentlichung in etwa 2 500 hybriden und reinen Open- Access-Zeitschriften von Springer Nature einheitlich dieselben Kosten und Ser- viceleistungen, wie die Ver- tragspartner mitteilten. 13 000 Artikel deutscher Wissen- schaftlerinnen und Wissen- schaftler würden pro Jahr über Open Access veröffent- licht werden. Der finale Ver- trag soll bis Ende des Jahres stehen. DEAL-Verhandlungs- führer und ehemaliger Präsi- dent der Hochschulrektoren- konferenz, Professor Horst Hippler, zeigte sich erfreut. Es seien beide Kernziele des Projekts DEAL erfüllt: „ein faires Preismodell und die Verschiebung in Richtung Open Access“. Die Kosten für die „Pu- blish and Read“-Komponente betragen laut Mitteilung pro Artikel 2 750 Euro. Vorher waren es im Schnitt 3.800 Euro pro elektronisch publi- ziertem Aufsatz, wie der "Ta- gesspiegel" berichtete. Zu- sätzlich erhalten Autorinnen und Autoren während der Vertragslaufzeit Lesezugriff auf die gesamten Inhalte die- ser Zeitschriften, inklusive der Backfile-Ausgaben zu- rück bis ins Jahr 1997. Dau- erhaft können sie auf Inhalte in Springer-, Palgrave-, Adis- und Macmillan-Fachzeit- schriften zugreifen, die wäh- rend der Vertragslaufzeit ver- öffentlicht werden. Nicht ent- halten seien in dem Angebot „Nature“ und damit zusam- menhängende Zeitschriften, „Scientific American“, „Spek- trum der Wissenschaft“ sowie „reine Fachzeitschriften“. Da- mit seien, wie eine Spreche- rin sagte, keine typischen Fachzeitschriften aus der Wissenschaft gemeint, son- dern Titel wie das „Ärzte- blatt“ oder die „Motortechni- sche Zeitschrift“; insgesamt rund 20 Zeitschriften. Die Vereinbarung be- schreibt auch Caroline Fi- scher von der Universität Potsdam als „großen Fort- schritt in der Transformation hin zu Open Access“. Doch kritisiert sie, dass sich die Verhandlungen auf große Wissenschaftsverlage und de- ren Geschäftsmodell fokus- sierten. „Die vereinbarte ,Pu- blish and Read‘-Gebühr ist si- cherlich geringer als bisherige Autorengebühren und Sub- skriptionen aber nach wie vor hoch“, sagte die ehemali- ge Stipendiatin des Pro- gramms „Freies Wissen“ von Wikimedia Deutschland, Stif- terverband und Volkswagen- stiftung. „Von den großen Wissenschaftsverlagen unab- hängige Open-Access-Model- le wie ,Open Library of Hu- manities‘ (OLH) kosten bei weitem weniger.“ Darüber hi- naus sei ärgerlich, dass eine renommierte Zeitschrift wie „Nature“ aus der Vereinba- rung ausgenommen sei. Die am 22. August getrof- fene Vereinbarung gilt für alle Einrichtungen, die sich an DEAL beteiligen und sich dem Vertrag anschließen. Das sind derzeit mehr als 700 öf- fentliche und privat geförder- te wissenschaftliche Einrich- tungen. Für sie gelten bei Un- terzeichnung die in der Ver- einbarung ausgehandelten einheitlichen Kosten und Ser- viceleistungen. Der Vertrag soll von 2020 bis 2022 gelten – mit einer Option auf Ver- längerung bis 2023.

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