Forschung & Lehre 9/2019

senschaftssystem eintreten („wissen- schaftlicher Nachwuchs“). Wie „Macht- missbrauch und das Ausnutzen von Abhängigkeitsverhältnissen“ (Leitlinie 4) verhindert werden können, ist ein GWP-Problem, das Berührungsflächen zum Personalrecht und zur klugen Per- sonalauswahl und Per- sonalführung aufweist. Das Problem, wie Leis- tung adäquat bewertet werden kann, hängt da- mit eng zusammen (Leit- linie 5). Der Forschungsprozess muss durch- gängig den jeweils relevanten fachspe- zifischen Standards entsprechen (siehe Leitlinien 7 und 11, zur Replizierbarkeit siehe auch Leitlinie 12). Auch während des Forschungsprozesses müssen die Verantwortlichkeiten geklärt sein (Leit- linie 8). Differenzierungen bei der Standardermittlung sind geboten, etwa auch beim Thema „Zitierregeln“ und „Plagiate“ (hierzu sowie zu Datenerfin- dung und Datenfälschung siehe auch Leitlinie 19). Nicht das besinnungslos quantifizierende „Vermessen von Wört- lichkeit“ (so in kritischer Absicht der Literaturwissenschaftler Philipp Thei- sohn) , sondern eine die Vielfalt der Fä- cherkulturen ernst nehmende, qualitativ gewichtende Textanalyse ist geboten – und die kann keine derzeit verfügbare Plagiatssoftware leisten. Forschungsdesign Klarheit muss hinsichtlich des For- schungsdesigns herrschen, auch unbe- wusste Verzerrungen sind möglichst zu vermeiden; die Interpretation von Be- funden muss die Rahmenbedingungen im Blick haben (Leitlinie 9). Ob etwas nicht in den Blick gerät, weil wie auch immer begründete Aufmerksamkeits- hemmungen es wegfiltern, muss selbst- kritisch geprüft werden. Aspekte wie Geschlecht oder Vielfältigkeit, die Leit- linie 9 nennt, sind wichtige Beispiele für die Virulenz (un)bewusster Stereo- typisierungen (dazu auch Leitlinie 3). Leitlinie 10 verlangt die Einhaltung nicht nur, aber vor allem rechtlicher Vorgaben für den Forschungsprozess. Vereinbarungen über Nutzungsrechte werden angesprochen (siehe auch Leitlinie 13); Prä- zisierungen auf Ebene 3 des Kodex dürften auch hier hilfreich sein. Bei der Gewährleistung regelkonformen Ver- haltens geht es, was im Grunde schon die Leitlinien 3 und 4 thematisieren, um eine Compliance-Aufgabe, die der Leitung einer wissenschaftlichen Ein- richtung obliegt. Dokumentation (Leitlinie 12) und Archivierung (Leitlinie 17) sind für den Forschungsprozess konstitutiv. Mit „Forschungsdaten“ (hierzu Rixen, For- 9|19 Forschung & Lehre D E U T S C H E F O R S C H U N G S G E M E I N S C H A F T 819 »Der Forschungsprozess muss durchgängig den jeweils relevanten fachspezifischen Stan- dards entsprechen.« Anzeige Im Rahmen des von der Robert Bosch Stiftung geförderten Promotions- programms „Chronische Erkrankungen und Gesundheitskompetenz (ChEG)“ sind zum 1.2.2020 an der Medizinischen Hochschule Hannover am Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung 12 Promotionsstipendien an exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus folgenden Disziplinen zu vergeben: Public Health, Sozialwissenschaften, Medizin, Psychologie, Gesundheitskommunikation, Gesundheitspädagogik, Sprach- oder Überset- zungswissenschaft etc. Ziel des Programms ist die wissenschaftliche Entwicklung von theoretischen Konzepten und empirischen Grundlagen im Bereich der Gesundheitskompetenz, bezogen auf Individuen, Versorgungseinrichtungen und das Gesundheitssystem. ChEG bietet eine ausgezeichnete wissenschaftliche Ausbildung im Rahmen eines innovativen Studienprogramms, eine individuelle Betreuung sowie inner- und transdisziplinäre Diskussionsforen. Das Promotionsprogramm wird von der Medizinischen Hochschule Hannover in Kooperation mit der Universität Bielefeld, der Pädagogischen Hochschule Freiburg, der Universität Hildesheim und der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, durchgeführt. Die Stipendien werden für eine Laufzeit von 36 Monaten (1.300,-€/Monat) vergeben; die forschungsorientierten Gleich- stellungsstandards der DFG werden berücksichtigt, Sachmittelpauschale (100,-€/Monat) und ggf. Kinderbetreuungszuschlag werden gewährt. Für die Dauer des Programms besteht Präsenz- und Residenzpflicht. Bewerbungen sind bis zum 15.10.2019 zu richten an: Prof. Dr. Marie-Luise Dierks/Dr. Gabriele Seidel Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung Forschungsschwerpunkt Patientenorientierung und Gesundheitsbildung OE 5410 Medizinische Hochschule Hannover 30623 Hannover Tel. 0511 532 8425 Dierks.marie-luise@mh-hannover.de

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