Forschung & Lehre 9/2019

828 F O R S C H U N G Forschung & Lehre 9|19 Täglich aktuelle Nachrichten auf www.forschung-und-lehre.de Ungleichheit und Kooperationsbereitschaft Z u große Ungleichheiten in der Gesellschaft kön- nen die Bereitschaft verrin- gern, staatliche Aufgaben mit- zufinanzieren. Zu diesem Er- gebnis kommt ein internatio- nales Forscherteam der Uni- versity of Exeter Business School, des Institute of Sci- ence and Technology Austria (IST Austria) und der Harvard University. Demnach sind in einer extrem ungleichen Ge- sellschaft Menschen mit hö- herem Einkommen weniger geneigt, ihren Anteil zu staat- lichen Aufgaben beizutragen. Dies wiederum führe dazu, dass die Bereitschaft von Menschen mit dem niedrigs- ten Einkommen ebenso sinkt, mit einem Teil ihres Einkom- mens die staatlichen Aufgaben mitzufinanzieren. Allerdings ist auch eine vollständige Gleichheit nicht immer erfor- derlich, um den größten Nut- zen für die Öffentlichkeit zu erzielen, so das an der Studie beteiligte IST Austria. Einige Ungleichheiten innerhalb von Gruppen könnten tatsächlich dazu beitragen, dass sich jeder ausreichend einbringe. Wenn Menschen z.B. unterschiedli- che Leistungsfähigkeit auf- wiesen, wie z.B. mehr Erfah- rung oder Lösungskompetenz bei einer Arbeitsaufgabe, könnte eine gewisse Einkom- mensungleichheit sogar von Vorteil sein, um sicherzustel- len, dass beide weiterhin bei- tragen. Bei einer geringen Ungleichheit könnten Men- schen noch genügend Einfluss aufeinander ausüben, um sich gegenseitig zur Verantwortung zu ziehen, so die Forscher. Sobald jedoch die Ungleich- heit zu groß werde, gehe die- ser Einfluss verloren. Es exis- tiere dann nicht mehr genug Anreiz zur Zusammenarbeit und diese ende dann auch schnell. Die Forscher arbeite- ten mit einer neuen Modellie- rungstechnik, bestehend aus Spieltheorie, Computersimu- lationen und einem Verhal- tensexperiment. So ließen sich Gruppeninteraktionen über Millionen von verschiedenen Szenarien hinweg darstellen, im Gegensatz zu früheren Studien, die typischerweise individuelle Interaktionen un- tersucht hätten, heißt es in der Mitteilung des Instituts. Martin Nowak et al., DOI: 10.1038/s41586-019-1488-5 Extrem resistente Bakterien B akterien mit extrem ho- her Antibiotikaresistenz verbreiten sich maßgeblich über Krankenhäuser. Zu die- sem Schluss kommt ein inter- nationales Forscherteam. Ei- ner Mitteilung der beteiligten Universitätsklinik Freiburg zu- folge sammelten die Wissen- schaftler sechs Monate lang in 455 Krankenhäusern in 36 europäischen Ländern Pro- ben. Auf der Grundlage dieser repräsentativen Erreger-Stich- probe sequenzierten die For- scher die gesamte genetische Information von fast 2 000 Bakterien der Spezies Kleb- siella pneumoniae . Die An- zahl an Todesfällen, die sich auf eine Infektion mit solchen Erregern zurückführen lassen, stieg der Mitteilung zufolge zwischen 2007 und 2015 in Europa um mehr als das Sechsfache. Wie aus der Stu- die hervorgeht, verbreiten sich extrem resistente Bakterien vor allem innerhalb einzelner Krankenhäuser sowie bei der Verlegung von Patienten zwi- schen geografisch naheliegen- den Krankenhäusern. Über Landesgrenzen hinweg ge- schehe dies eher selten, aller- dings hätten einzelne interna- tionale Übertragungen lan- desweite Ausbrüche zur Folge gehabt. In diesem Fall sei es extrem wichtig, Patienten bei der Aufnahme nach früheren Krankenhausaufenthalten im In- und Ausland zu befragen und sie gegebenenfalls gezielt auf Resistenzen zu untersu- chen. Eine geringe Rolle spiel- ten dagegen Übertragungen in der Allgemeinbevölkerung, aus der Umwelt, der Land- wirtschaft und über Lebens- mittel. David Aanensen/Hajo Grund- mann, DOI: 10.1038/s41564-019- 0492-8 Ergründet und entdeckt Das Bakterium Klebsiella pneumoniae gehört zu den häufigsten Erre- gern in Krankenhäusern. Foto: Centers for Disease Control and Preven- tion

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