Forschung & Lehre 9/2019
884 Z U E N D E G E D A C H T Forschung & Lehre 9|19 Freude an meinem Beruf … ist ein Privileg, das ich (fast) jeden Tag erfahren darf. Die Zeit meines Studiums … war die freieste und unbeschwerteste Zeit in meinem Leben. Wissenschaftler sind Menschen, … deren Kernaufgabe es ist, neue Erkennt- nisse zu entwickeln und diese öffentlich zu machen. Aufgabe von Wissenschaft ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, dass Populismus und Fake News mit ver- meintlich einfachen und eingängigen, aber falschen Lösungen für komplexe Probleme in den öffentlichen Diskursen nicht die Oberhand gewinnen. Wenn ichWissenschaftsministerin wäre, … würde ich mich jeden Tag fragen, wie ich Freiheit und Einheit von Wissen- schaft und Forschung für die Zukunft sichern kann. Der Fortschritt vonWissenschaft und Technik … wird hierzulande einseitig nur mit Blick auf seine Risiken diskutiert. Werden die Chancen, die damit ein- hergehen, nicht stärker gesehen und auch ergriffen, werden wir die Zukunft nicht gewinnen. Zu Ende gedacht Ich beginne meinenTag … mit einer Tasse Kaffee und einer Tageszeitung. Meine besten Einfälle habe ich, … wenn ich abends, oft spät, den Tag Revue passieren lasse. Wenn ich einen Rat brauche, … spreche ich mit Menschen, denen ich vertraue. Am meisten ärgere ich mich, … wenn Kenntnisse in der Sache und Meinungsstärke in einem umgekehrt proportionalen Verhältnis zueinander stehen. Das nächste Buch, das ich lesen will, … ist der in diesem Jahr erschienene Vortragsband von Umberto Eco, „Auf den Schultern von Riesen: Das Schöne, die Lüge und das Geheimnis“. Wenn ich das Fernsehen anschalte, … suche ich manchmal einfach nur Zerstreuung. Energie tanke ich … mit meiner Familie und beim Sport. Wenn ich mehr Zeit hätte, … würde ich wieder anfangen, intensiver Klavier zu spielen. Mit einer unverhofften Million würde ich … ein Netzwerk von Projekten zu „Rechtsstaat und Demokratie in Practice“ in Schulen aufbauen. Ich frage mich manchmal, … warum die Streitkultur in unserer Gesellschaft in eine Empörungskultur abzugleiten droht. DieWahrheit zu finden … ist in Zeiten von Fake News eine exis- tentielle Aufgabe für die Menschheit. Das Bewusstsein von der eigenen Vergänglichkeit … lehrt Demut und ist für mich zugleich Ansporn, mein Bestes zu geben und Verantwortung zu übernehmen, auch als gläubiger Mensch. Kreativität entsteht, … wenn man den freien Austausch von Meinungen und Ideen zu einer defi- nierten Frage zulässt und alle Beteilig- ten ernsthaft bereit sind, sich auf die- sen Austausch einzulassen. ST E C K B R I E F Professorin Dr. Christine Langenfeld Alter: 57 Jahre Familiäres: verheiratet, eine erwachseneTochter Berufliches: Studium der Rechts- wissenschaften inTrier, Dijon/ Frankreich und Mainz; Referen- dariat; Zweites Staatsexamen, Pro- motion in Mainz;Wissenschaftliche Referentin am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht undVölkerrecht, Habilitation in Saarbrücken, Professorin für öf- fentliches Recht an der Universität Göttingen, Dekanin der Juristischen Fakultät, seit 2012 Direktorin am Institut für öffentliches Recht/Abtei- lung für Staatsrecht in Göttingen, 2012-2016Vorsitzende des Sach- verständigenrates deutscher Stif- tungen für Integration und Migra- tion; seit Juli 2016 Richterin des Bundesverfassungsgerichts. Foto: SVR, Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration
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