11|23 Forschung & Lehre 845 HOCHSCHULSYSTEM bildung“ hat die Stiftung hier bereits Erfahrungen gesammelt. In der Befragung wurde nun deutlich, dass sich Karrierewege immer weiter ausdifferenzieren und sich Tätigkeitsprofile entwickeln, die in den gängigen Stellenkategorien des Wissenschaftssystems noch gar keinen Platz gefunden haben − wie etwa „Research Software Engineers“ oder „Data Stewards“. Diese Entwicklung wird die Stiftung jetzt reflektieren, auch mit Blick auf eine eventuelle Förderung in der Zukunft. Responsible Reviewing fördern In der Studie wurde deutlich, dass es an Wertschätzung für Begutachtungsarbeit mangelt. Begutachtung wird notgedrungen „nebenbei“ erledigt, weil Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die den Großteil dieser Arbeit erledigen, oft überlastet sind. Aktive Gutachtende haben kaum Möglichkeiten, finanzielle oder zeitliche Kompensation zu erhalten. Dabei ist Reviewing für die Qualitätssicherung unverzichtbar – auch bei der Begutachtung von Förderanträgen. Um das Engagement in diesem Bereich deutlicher zu wertschätzen, hat die Stiftung bereits ein Experiment gestartet: Per Losentscheid erhalten 25 Gutachtende die Chance, in ihrer eigenen Forschungstätigkeit internationale Kollaborationen und Wissensaustausche, Programme für Gastforschende oder Lab-Besuche im Wert von rund 10 000 Euro zu ermöglichen. Empirische Forschung zu Evaluationspraktiken stärken Dass neben dem lange schon strapazierten Peer Review alternative beziehungsweise ergänzende Bewertungssysteme wie teilrandomisierte Verfahren geschaffen werden müssen, davon waren viele Befragte überzeugt. Allerdings ist weiterhin umstritten, wie Gutachtende beispielsweise ohne quantitative Metriken Reputation zuschreiben sollen. Wie also werden künftig Erfolge und Misserfolge gemessen? Wie kann die Vielfalt der Anträge qualitativ bewertet werden? Um neues Wissen zu diesen Fragen zu generieren, hat die Stiftung im Rahmen ihres Förderbereichs „Forschung über Wissenschaft“ das Förderangebot „Bewertungssysteme in der Wissenschaft“ ausgeschrieben. Die ersten Projekte hierzu werden noch in diesem Jahr bewilligt werden. Auch im internationalen Kontext engagiert sich die Stiftung für die Entwicklung von Ideen für die Transformation von Begutachtungsprozessen: im Projekt „Future of Peer Review“ unter dem Dach des dezentralen „Research on Research Institute“, das von der Stiftung gemeinsam mit europäischen Partnerinstitutionen getragen wird. Forschung fortsetzen Die Studie „Wissenschaftskulturen in Deutschland“ war für die Stiftung eine experimentelle Erfahrung – und für alle Beteiligten ein Kraftakt. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Denn zutage gefördert wurde zweierlei, nämlich eine Zustandsbeschreibung des Wissenschaftssystems und Handlungsempfehlungen für Systemgestaltende, wie es sie in dieser Breite und Tiefe unseres Wissens in Deutschland noch nicht gegeben hat. Beides wird sicher nicht nur die Stiftung noch lange beschäftigen. Die Studie wurde stiftungsseitig im Profilbereich „Wissen über Wissen“ von Dr. Antje Tepperwien und Dr. Johanna Brumberg betreut. Mit der Durchführung beauftragt waren Joanneum Research, EVACONSULT, das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung und die Professur für Wissenschafts- und Technologiepolitik an der TU München. Der Ergebnisbericht (80 Seiten) ist als PDFDownload hier verfügbar: www.volkswagenstiftung.de/wissenschaftskulturen Foto: mauritius images /Tasko / Alamy / Alamy Stock Photos
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