Forschung & Lehre 11/2023

Forschung & Lehre 11|23 846 KÜNSTLICHE INTELLIGENZ ChatGPT und das Recht Eine juristische Einschätzung zur Anwendung von KI-Textgeneratoren an den Hochschulen Selten habe ich ein solches Echo erlebt wie nach der Veröffentlichung unseres Gutachtens zu ChatGPT und Hochschullehre (https:// www.forschung-und-lehre.de/recht/ rechtsgutachten-klaert-umgang-mitchatgpt-an-hochschulen-5457). Inzwischen ist der Text in englischer Sprache auf dem Markt und wird ins Chinesische übersetzt. Universitäten von Kopenhagen bis Neapel haben Ideen daraus aufgegriffen. Überall diskutieren Hochschulleitungen und Prüfungsämter allgemein über die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von künstlicher Intelligenz in der Hochschullehre, dabei haben sich die Parameter für die Fragestellung in der Zwischenzeit sehr verändert, wie im Folgenden erläutert werden soll. Vielfalt an KI-Tools Es hat sich gezeigt, dass Diskussionen nicht allein über ChatGPT notwendig sind. In der Zwischenzeit gibt es eine Flut anderer Tools aus der KI, die mehr oder weniger erfolgreich von Hochschulangehörigen genutzt werden. Bard ist ein von Google AI entwickelter großer Sprachmodell-Chatbot. Der Vorteil von Bard besteht vor allem darin, dass man sich die bei ChatGPT aufwändige und rechtlich problematische Anmeldung über die Handynummer sparen kann. Für die Präsentation von Seminararbeiten zaubert beautiful.ai im Handumdrehen ansprechende Folien mit einem sauberen Layout; das Tool ist gefüllt mit intelligenten Vorlagen, die sich automatisch an die Inhalte anpassen. Als weiteres Beispiel sei auf Deepl verwiesen: das Kölner Unternehmen rund um Jaroslaw Kutylowski führt mit seiner hochintelligenten Übersetzungssoftware auch Prüfungsämter und Sprachenzentren vieler Hochschulen in die Irre. In Münster nutzten zum Beispiel chinesische Bewerber die Software, um perfekte deutsche Essays erstellen zu lassen. Auch Beeindruckendes leistet ein neues Tool von DeepL: die kostenlose Web-App „DeepL Write“ ermöglicht die Verbesserung von Texten durch KI (Künstliche Intelligenz) und die Optimierung des Schreibens, indem sie Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik in Texten kontrolliert. Außerdem macht „DeepL Write“ Vorschläge für Formulierungen, um die Ausdrucksweise und den Schreibstil zu verfeinern. Wenn das Webtool Grammatikfehler oder Fehler bei der Interpunktion und Orthographie entdeckt, korrigiert „DeepL Write“ diese automatisch. So schreibt man mit KI-Unterstützung bessere Texte. Um die Webanwendung zu nutzen, muss der Text lediglich per Copy & Paste in das linke Eingabefeld eingefügt werden. Die KI „DeepL Write“ übernimmt automatisch die Textverarbeitung und präsentiert das Ergebnis mit den Verbesserungsvorschlägen direkt daneben. Praktisch: Als Web-App lässt sich „DeepL Write“ direkt online mit jedem Internet-Browser nutzen und ist somit auch auf Handys und Tablets einsetzbar. Wer könnte gegen eine solche Verbesserung der Schreibweise etwas einwenden? Identifizierbarkeit von KI-Nutzung Trügerisch war die Hoffnung, man könne technische Tools einsetzen, um in Seminararbeiten KI Anteile festzustellen. Classifier sind maschinelle Lernmodelle, die auf einem Trainingsdatensatz von KI-Texten und menschlichen Texten trainiert werden. Sie lernen, die Unterschiede zwischen den beiden Arten von Texten zu erkennen. GPTZero ist ein großes Sprachmodell, das auf einem riesigen Datensatz von Text und Code trainiert wurde. Es kann KI-Texte generieren, die von menschlichen Texten nicht zu unterscheiden sind. Beide Tools haben ihre eigenen Stärken und Schwächen. Classifier sind gut darin, offensichtliche KI-Texte zu erkennen, wie zum Beispiel Texte, die aus Code bestehen oder die in einem bestimmten Stil geschrieben sind. GPTZero ist gut darin, KI-Texte zu generieren, die von menschlichen Texten | THOMAS HOEREN | Ein Projektteam der Universitäten Bochum und Münster hat im Frühjahr dieses Jahres ein Rechtsgutachten zum Umgang mit auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierten Schreibtools wie ChatGPT veröffentlicht . Wie einer der beteiligten Wissenschaftler nach einigen weiteren Monaten Erfahrung mit ChatGPT in Lehre und Forschung auf die Situation blickt . Thomas Hoerenist Professor an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster. AUTOR »KI-Modelle werden immer besser darin, KI-Texte zu generieren, die von menschlichen Texten nicht zu unterscheiden sind.«

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