851 11|23 Forschung & Lehre MEDI Z IN halb war es zunächst schwierig, diesen Forschungsansatz weiter zu verfolgen, bis einige wissenschaftliche Entdeckungen deutlich gemacht haben, dass der Stoffwechsel in Zellen eine große Rolle spielt. Mittlerweile ist unser Forschungsgebiet sehr stark geworden. Das langfristige Ziel der Gruppe besteht darin, die entscheidende Rolle des Stoffwechsels bei Krebs und anderen altersbedingten Krankheiten zu verstehen. Diese Erkenntnisse und Ansätze werden dann auf andere Modelle des Alterns und altersbedingter Krankheiten ausgeweitet, um neue Therapiestrategien und Diagnoseinstrumente zu etablieren. Und wir wollen neue Techniken zur Analyse des Zellstoffwechsels auf Einzelzellebene entwickeln. F&L: Die moderne Medizinforschung hat sich heute zu einer hochtechnologisierten Wissenschaft entwickelt. Was sind die Konsequenzen? Christian Frezza: Viele Entwicklungen in der heutigen Medizin sind mit fantastischen Möglichkeiten verbunden, vor allem, um einen detaillierteren Blick auf den Körper des Menschen zu haben. Vor 100 Jahren war es zum Beispiel noch sehr schwierig, überhaupt zu sehen und nachzuvollziehen, wie der Bruch einer Hand aussieht, um ihn entsprechend zu therapieren. Mittlerweile ist es möglich, sehr exakt an erkrankte Stellen im Körper heranzugehen und sie genauestens abzubilden, zum Beispiel bei einem Tumor. Auch die Instrumente in unserem Labor in Köln haben sich sehr verändert. Wir haben Apparate, die genauestens die einzelnen Bestandteile von Tumoren auf kleinster Ebene messen können, zum Beispiel die Bestandteile des Bluts. Dies ist enorm wichtig für unsere Forschung. F&L: Gibt es auch negative Seiten dieser technischen Entwicklungen? Christian Frezza: Ich beobachte eine wachsende Tendenz zu Überdiagnosen. Daraus ergibt sich ein psychologisches Problem. Durch die zunehmenden Möglichkeiten, alles im Körper abzubilden, wird auch mehr sichtbar, was vorher nicht entdeckt wurde und auch keine Beschwerden machte. Das hat weitere Untersuchungen oder gar Operationen zur Folge. Das belastet Menschen teilweise unnötig, die sich Foto: mi/xxx xxx xxx »Ich beobachte eine wachsende Tendenz zu Überdiagnosen. Daraus ergibt sich ein psychologisches Problem.« Im Labor des CECAD an der Universität zu Köln: Flüssigkeitschromatographie-Massenspektrometer, das zur Analyse von kleinen Stoffwechselmolekülen von vielfältigen Proben, beispielsweise Krebsgewebe und menschliche Bioflüssigkeiten, genutzt wird. Foto: Invernizzi
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