Forschung & Lehre 11/2023

863 HOCHSCHUL- UND WISSENSCHAFTSMANAGEMENT (MBA) Master of Business Administration Berufsbegleitender Masterstudiengang im Umfang von90ECTS Individuell & flexibel –Studium Hochschul- und Wissenschaftsmanagement an der Hochschule Osnabrück • Betriebswirtschaftliche Managementkompetenzen • Institutionelles Wissen über das Wissenschaftssystem • Trainings zur Führung und Kommunikation • Starke Praxisorientierung und professionelles Netzwerk Wir bieten ein flexibles Studienkonzept ausgerichtet auf Berufstätige, mit Kontaktphasen in Blöcken an Wochenenden und integrierten Online-Phasen mit individueller Betreuung und Beratung. Neugierig geworden? Informieren Sie sich auf www.wissenschaftsmanagement-osnabrueck.de „Ich kann mir die Module in jedem Semester passend zur aktuellen beruflichen und familiären Situation zusammenstellen, das ermöglicht mir ein sehr hohes Maß an Flexibilität.“ SarahS. 11|23 Forschung & Lehre GESCHICHTE fender von einem „Eastphalian system“ sprechen müsse. Und sogar in der rezenten Debatte um den Umgang mit Künstlicher Intelligenz werden Stimmen laut, die angesichts des diesbezüglichen Rüstungswettrennens der Großmächte auf die Notwendigkeit globaler Zusammenarbeit mittels eines „Neo-Westfälischen“ Ansatzes hinweisen. Lehren aus 1648 für heute Welche Schlussfolgerungen sollte man daraus im 375. Jubiläumsjahr dieses europäischen Fundamentalfriedens ziehen? Erstens: Den Westfälischen Frieden darf man nicht überfordern. Er liefert uns trotz seiner miteinander verflochtenen Doppelstruktur als internationaler Friedensschluss und grundlegende Ordnung für das Heilige Römische Reich keinerlei Patentrezepte, um die Kriege der Staatenwelt des 21. Jahrhunderts beizulegen. Und schon gar nicht war er ein „weltweiter Frieden“, wie es fälschlicherweise in der Abschlusserklärung der „Westfälischen Friedenskonferenz 2023“ heißt. Zweitens: Wir müssen anerkennen, dass wichtige Instrumente, mit denen 1648 ein Friedensschluss bewerkstelligt wurde, heutzutage nicht anwendbar sind oder kaum vertretbar wären, wie zum Beispiel Amnestie für alle Beteiligten, denn das hieße auch Amnestie für Kriegsverbrecher. Drittens: Die berechtigte Wertschätzung, dass es den Akteuren 1648 überhaupt gelungen ist, einen jahrzehntelangen Krieg schließlich doch noch zu beenden, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der damals erhoffte dauerhafte und universale Frieden eine Illusion blieb. Das darf nicht in Vergessenheit geraten. Sonst droht eine Verklärung dieses Friedensschlusses, die mit der auch nach 1648 gegebenen kriegerischen Realität in Europa nicht in Einklang zu bringen ist. Dennoch: Trotz seiner unübersehbaren Defizite und seiner nur begrenzten Applikabilität in gegenwärtigen Konflikten ist der Westfälische Frieden auch im 21. Jahrhundert ein wichtiger Orientierungspunkt. Anhand dieses Friedensschlusses lassen sich Einblicke in die historischen Tiefenstrukturen der Auseinandersetzung des Menschen mit den Phänomenen „Krieg“ und „Frieden“ erlangen. Zudem nötigen uns der Westfälische Frieden und der vorangegangene langjährige Kongress in den Städten Münster und Osnabrück noch heute Respekt ab. 194 Vertretungen der europäischen Mächte und des Heiligen Römischen Reiches waren involviert – die UNO zählt gegenwärtig 193 Mitgliedsstaaten –, und nie zuvor galt es, so viele und zum Teil hochkomplexe Problemlagen zu lösen. Mit welchem Geschick, mit welcher Hartnäckigkeit und mit welchen mitunter innovativen Techniken damals ein Friedensschluss erreicht wurde, imponiert uns noch heute. Schließlich ist auf einen letzten, besonders wichtigen Aspekt hinzuweisen: Dass es die Zeitgenossen geschafft haben, nach jahrelangen Verhandlungen doch noch einen schier unaufhörlichen Krieg zu beenden, vermag uns gegenwärtig ein Stück Hoffnung zu vermitteln. Die Wurzeln der Friedensfähigkeit Europas sind stark. Das sollten all diejenigen bedenken, die offen die Fundamente von Frieden und Sicherheit attackieren, für die dieser 375 Jahre alte Friedensschluss noch heute steht. Anzeige

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