Forschung & Lehre 11/2023

865 11|23 Forschung & Lehre ERGRÜNDET & ENTDECKT Der Einfluss der Witterung Ein englisch-französisches Forschungsteam ist der Frage nachgegangen, wie das ideale Wetter für einen guten Rotwein-Jahrgang beschaffen sein sollte. Den Einfluss der Witterung untersuchten die Forschenden für die Region Bordeaux. Für ihre Studie glichen sie die Jahrgänge von 1950 bis 2020 mit den Witterungsverhältnissen der jeweiligen Jahre ab. Die Qualität von Wein hängt den Forschenden zufolge von vielen Faktoren ab, von den Böden, der Ausrichtung und Neigung von Hängen oder den genutzten Herstellungsverfahren. Eine Schlüsselstellung nehme jedoch das Wetter ein – denn selbst im selben Weinberg und bei gleicher Produktionsweise könne die Qualität je nach Jahr stark schwanken. Generell ging demnach ein guter Jahrgang mit kühlen und feuchten Wintern, warmen und feuchten Frühjahren, heißen trockenen Sommern und kühlen trockenen Herbsten einher. Das Team gehe davon aus, dass sich die Resultate auch auf andere Weinregionen übertragen ließen. dpa; Andrew Wood et al.; DOI: 10.1016/j.isci.2023.107954 Vera Müller Forschende des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) haben untersucht, wieviel Energie die Haushalte in Deutschland 2022 für das Heizen verbraucht bzw. eingespart haben. Insgesamt beläuft sich demnach der Wert auf fünf Prozent – mit regionalen Unterschieden. Für die Studie werteten die Forschenden die Heizenergieabrechnungen von bundesweit 150 000 Zwei- und Mehrfamilienhäusern mit rund einer Million Wohnungen aus. Demnach waren die Einsparungen im Norden sehr viel höher als im Süden, Spitzenreiter war Schleswig-Holstein mit 7,3 Prozent. In diesem Bundesland seien aber auch die Preise für Heizöl und Erdgas deutschlandweit mit 47 Prozent am stärksten gestiegen. Ein niedrigerer Verbrauch korrespondiert der Studie zufolge nicht in jedem Fall mit starken Preissteigerungen. So seien im Saarland beispielsweise, wo die Preise im Mittel um 35 Prozent stiegen, nur drei Prozent Heizenergie eingespart worden, in Baden-Württemberg trotz Preissteigerungen von 27 Prozent nur ein Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern, wo die Preissteigerung mit rund 17 Prozent am geringsten ausgefallen sei, seien trotzdem sechs Prozent Heizenergie weniger verbraucht worden. In den ostdeutschen Ländern ist dem DIW zufolge der Verbrauch an Heizenergie weiterhin mit 117 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche um einiges niedriger als in den westdeutschen mit 125 Kilowattstunden. Besonders viel hätten die Haushalte in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland verbraucht. DIWBerlin Forschende des Museums für Naturkunde Berlin haben herausgefunden, dass Grasfroschweibchen verschiedene Abwehrstrategien entwickelt haben, um paarungswilligen Männchen zu entgehen. Demnach versammeln sich während des Brutgeschehens, das sich in der Regel im Frühjahr auf wenige Tage bis zwei Wochen beschränke, hunderte bis tausende von Tieren am Teich. Da Grasfroschweibchen älter werden müssten, um sich fortzupflanzen und dies dann oft nicht jedes Jahr tun könnten, die Männchen sich aber jährlich am Teich einfänden, seien letztere in der großen Überzahl und konkurrierten um das seltenere Geschlecht. Bislang sei angenommen worden, dass sich die Weibchen in diesen Laichgesellschaften nicht gegen die Nötigung durch die Männchen wehren könnten. Die unterschiedlichen Abwehrverhalten zeigten jedoch, dass die Weibchen in diesen Situationen nicht so hilflos seien wie bisher angenommen. Das häufigste Verhalten, um dem Griff des Männchens zu entkommen, sei das Drehen des Weibchens um die eigene Körperachse. Des Weiteren beobachteten die Forschenden, dass auch die Weibchen zwei verschiedene Rufe äußern: einen tieferen, niederfrequenten „Grunz“-Laut, der den „Loslass“-Ruf des Männchens imitiert, und einen höherfrequenten „QuietschLaut“, bei dem nicht sicher sei, was er genau bedeute. Das letzte und erstaunlichste Verhalten sei eine tonische Unbeweglichkeit, gemeinhin als Totstellen bezeichnet, bei der die Weibchen ihre Arme und Beine steif von ihrem Körper austreckten und solange unbeweglich blieben, bis das Männchen loslasse. Ein Totstellen im Zusammenhang mit der Paarung ist den Forschenden zufolge außergewöhnlich und wird selten beobachtet. Sie vermuten, dass sich dieses Abwehrverhalten entwickelt habe, um das Weibchen vor der Bildung von Paarungsbällen – viele Männchen klammern ein Weibchen – zu schützen. Die Bildung solcher Paarungsballen führe oft zum Tod der Weibchen. Carolin Dittrich/Mark-Oliver Rödel; DOI: 10.1098/rsos.230742 Täglich aktuelle Nachrichten auf www.forschung-und-lehre .de Grasfroschweibchen, das durch sichTotstellen das Männchen loszuwerden versucht. Quelle: Carolin Dittrich, MfN Berlin Weniger geheizt Letzte Rettung: sich tot stellen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=