Forschung & Lehre 12/2023

937 12|23 Forschung & Lehre ERGRÜNDET & ENTDECKT Zecken Wie das Institut für Parasitologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) berichtet, sorgen die milden Winter dafür, dass Zecken auch während der kalten Jahreszeit auf Wirtssuche gehen. In Deutschland sind demnach vor allem zwei Zeckenarten verbreitet: der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und seit einigen Jahren zunehmend auch die Wiesen- oder Buntzecke (Dermacentor reticulatus). Die Forschenden erfassten der TiHo zufolge knapp 20 000 Zecken und dokumentierten, wie viele Holzböcke und Wiesenzecken in den Wintermonaten Hunde und Katzen gestochen hatten. Demnach ist die Wiesenzecke über den Winter konstant aktiv – außer, wenn es schneit. Das gelte aber auch für den Gemeinen Holzbock, er sei inzwischen in milden Wintern von Dezember bis Februar aktiv. Vor allem im Februar beobachteten die Forschenden einen deutlichen Anstieg der Aktivität beider Zeckenarten. Christina Strube et al.; DOI: 10.1016/j.ttbdis.2023.102225 Vera Müller Inwieweit nehmen Geschlecht, Wohnort oder Alter des Autors oder der Autorin Einfluss darauf, wie intensiv Flora und Fauna in einem literarischen Werk thematisiert werden? Dieser Frage ist ein Forscherteam der Universität Leipzig, dem iDiv und der Universität Frankfurt nachgegangen. Es untersuchte für seine Studie rund 13 500 literarische Werke von rund 2 900 Autorinnen und Autoren aus den Jahren 1705 bis 1969, vorrangig aus Europa und Nordamerika. Wie die an der Studie beteiligte Universität Leipzig berichtet, enthalten von Frauen verfasste Werke über alle untersuchten Epochen hinweg durchschnittlich mehr Beschreibungen von Pflanzen oder Tieren als die von Männern. Auch Herkunft und Wohnort spielten eine Rolle: In den Werken nordamerikanischer Autorinnen und Autoren hätten sich mehr Naturdarstellungen gefunden als in Werken aus Europa. Zudem hätten Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus kleineren Orten in ihren Werken durchschnittlich mehr biologische Vielfalt abgebildet als Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus größeren Städten. Beim Alter zeigte sich der Universität Leipzig zufolge ein gemischtes Bild: Junge Autorinnen und Autoren unter 25 Jahren und ältere über 70 Jahren schrieben im Durchschnitt häufiger über Pflanzen und Tiere als Autorinnen und Autoren mittleren Alters. Nachweisen konnten die Forschenden in einer früheren Studie, dass die biologische Vielfalt in der westlich geprägten Literatur seit den 1830er Jahren kontinuierlich abnehme. Lars Langer et al., DOI: 10.1002/ pan3.10551 Ein internationales Forscherteam unter der Leitung des MPI für Verhaltensbiologie in Konstanz hat untersucht, welche wissenschaftlichen Belege es für eine weitverbreitete Übertragung von Viren durch afrikanische Fledermäuse gibt. Die Forschenden analysierten die Ergebnisse von 162 Studien, die zwischen 1978 und 2020 veröffentlicht wurden, mit Daten von über 80 000 Fledermäusen aus über 160 Arten. Außer dem Nilflughund spielt demnach keine andere Art eine zentrale Rolle für die Übertragung von Viren auf den Menschen in Afrika. Nur in zwei Fällen sei die Übertragung vom Tier auf den Menschen in Afrika eindeutig dokumentiert. Die Ergebnisse zeigten, dass Fledermäuse ohne ausreichende wissenschaftliche Begründung pauschal als Krankheitsüberträger bezeichnet würden, so die Forschenden. In der Diskussion über die Rolle von Wildtieren bei der Entstehung von Krankheiten muss demnach stärker differenziert und die tatsächliche Datenlage berücksichtigt werden. Die Autoren empfehlen eine standardisierte Bewertung von Wirten für Viren und eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Erforschung von Fledermausviren. Ein weiteres Ergebnis der Analyse sei, dass in vielen Studien Fledermäuse falschen Arten zugeordnet würden. Die korrekte Artbestimmung ist den Forschenden zufolge jedoch unabdingbar für die Feststellung, dass eine bestimmte Art ein Virus beherbergt. Außerdem würden Fledermäuse oft als eine Einheit betrachtet. Tatsächlich seien sie aber eine äußerst heterogene Tiergruppe, die sich über Dutzende von Millionen Jahren diversifiziert habe. Allein in Afrika lebten mindestens 324 verschiedene Fledermausarten. Angesichts der Sorge über mögliche neue Infektionskrankheiten hoffen die Forschenden, dass ihre Arbeit zu einem besseren Verständnis der komplexen Dynamik zwischen Wildtieren, insbesondere Fledermäusen, und der menschlichen Gesundheit beiträgt. Natalie Weber et al.; DOI: 10.1098/ rsbl.2023.0358 Täglich aktuelle Nachrichten auf www.forschung-und-lehre.de Hypsignathus monstrosus wird dem MPI für Verhaltensbiologie zufolge vielfach für einen Wirt des Ebolavirus gehalten. Dafür gebe es jedoch bislang keine wissenschaftlichen Belege. Natur in der Literatur FledermäuseTräger gefährlicher Viren? Foto: picture alliance -Mary Evans Picture Library-Kenneth W Fink

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