Forschung & Lehre 04/2024

4|24 Forschung & Lehre 247 FUNDSACHEN Verpflichtung „Ich hielte es für falsch, Quoten für Gruppen mit bestimmten Merkmalen einzuführen. Der Mensch ist doch nicht zuerst dadurch bestimmt, in welche Kategorie man ihn einordnen kann. Nichtsdestotrotz entbindet uns das nicht von der Verpflichtung, uns damit auseinanderzusetzen, welche Verzerrungen und Diskriminierungen es gibt und was man tun muss, um sie zu überwinden.“ Bettina Stark-Watzinger, Bundesforschungsministerin auf die Frage, ob man die Förderung in der Wissenschaft über Frauen hinaus auf andere Gruppen ausdehnen sollte; zitiert nach Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. März 2024. Streber „Es ist wie bei anderen Beispielen für das Canceln: Sie sind von einer solchen Dummheit, dass es wehtut. Der Name des größten deutschsprachigen Kinderbuchautors [Otfried Preußler FI], er soll nicht mehr zu einer Schule passen. Und Jim Knopf, ein Buch gegen Rassismus durch und durch, wird in Text und Bild so lange nachbearbeitet, bis man glaubt, keinen Vorwurf aus der Abteilung des „sensitivity reading“ fürchten zu müssen. Den Nachweis, dass die um Worte (...) bereinigten Ausgaben zu mehr Toleranz, weniger Vorurteilen und weniger Verletzungen führen, erspart man sich. Hauptsache, die Erwachsenen haben ein gutes Gewissen. Otfried Preußlers und Michael Endes Ruhm wird es überleben. Man wird ihre Bücher noch lesen, wenn kaum einer mehr weiß, wer seine Gegner waren: lachhafte Reinigungskräfte, altkluge Kinder ihrer faden Zeit. Das Schulwort dafür ist: Streber.“ Jürgen Kaube; zitiert nach Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 26. Februar 2024. Schwarzweiß „Hinter dem Streit um die Gender-Sonderzeichen im Wortinneren verbirgt sich eine tiefgreifende gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Auseinandersetzung, in der beide Seiten mit Unterstellungen arbeiten. Wer die Sonderzeichen nutzt, wird von deren erbitterten Gegnern als links und entrückt vom wahren Empfinden der Bevölkerung gebrandmarkt. Wer sie nicht nutzen will, gilt unter uneingeschränkten Befürwortern als konservativ und rückständig, als würde er oder sie automatisch Frauen und nichtbinäre Personen missachten. Beide Seiten malen schwarzweiß und sind sich dabei mitunter sehr ähnlich. Ich rate insgesamt zu mehr Gelassenheit. “ Dr. Josef Lange, Vorsitzender des Hochschulrats der Universität Vechta und des Rats für deutsche Rechtschreibung; zitert nach Wiarda-Blog vom 6. März 2024. Hochkonjunktur „Dummheit hat Hochkonjunktur! Es erstaunt mich immer wieder, in wie vielen Bereichen sich Menschen Wissen und Fähigkeiten zuschreiben, die sie gar nicht haben. Wenn die Waschmaschine kaputt ist, holt man mit größter Selbstverständlichkeit einen Fachmann. Aber bei deutlich komplexeren Themen sprudeln manche Leute nur so von Gewissheiten. Eine beliebte Spielwiese ist die Medizin, wo es heute von selbsternannten Fachleuten nur so wimmelt. Da werden gänzlich kenntnisfreie, „gefühlte“ Empfehlungen an den Mann und die Frau gebracht. Der Schriftsteller Charles Bukowski soll es so formuliert haben: „Das Problem ist, dass intelligente Menschen voller Zweifel sind, während die dummen voller Vertrauen sind.“ Die Dummheit hat aufgehört, sich zu schämen.“ Heidi Kastner, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, Chefärztin der forensischen Abteilung des Kepler-Universitätsklinikums in Linz, Gerichtspsychiaterin; zitiert nach Süddeutsche Zeitung, vor drei Jahren erschienen am 16. November 2021. Mission „Wir müssten viel mehr tun. Es braucht mehr Missionsorientierung – und zwar kooperativ gedacht, in der Gemeinschaft von Bund und Ländern. Eine Zeitenwende bedeutet ja nicht nur mehr Geld, sondern vor allem bedeutet sie mehr Fokus – und eine bessere Koordination zwischen Bund und Ländern und den unterschiedlichen beteiligten Ressorts.“ Markus Blume, bayerischer Wissenschaftsminister; zitiert nach Wiarda-Blog vom 6. März 2024. Fundsachen Versuch „Alles Gescheite ist schon gedacht worden, man muss nur versuchen, es noch einmal zu denken.“ Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) NimmZwei „Ich saß mal mit zwei Kolleginnen im Harvard Faculty Club zum Lunch, einen elitäreren Ort kann man sich nicht vorstellen. Es ging um Karriere und Frauen. Da wurde mir Folgendes klar. Es gibt drei Dinge: Karriere, Ehe, Kinder. An diesen drei Biografien konnte man es genau ablesen: Man kriegt höchstens zwei von drei. Wenn es die Karriere gab, fielen entweder die Kinder weg oder die Ehe zerbrach oder andersrum.“ Aleida Assmann, Professorin i.R. für Englische Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft; zitiert nach: Süddeutsche Zeitung vom 22. Dezember 2022.

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