267 4|24 Forschung & Lehre WISSENSCHAFTLICHE KARRIERE Die Stadt Bielefeld ist mit ihren staatlichen und privaten Hochschulen ein wichtiges Zentrum für Wissenschaft und Forschung in Nordrhein-Westfalen. Die Universität Bielefeld und ihr Zentrum für interdisziplinäre Forschung prägen nachhaltig das internationale Ansehen Bielefelds als renommierter Hochschulstandort. Der von der Stiftung der Sparkasse Bielefeld verliehene Bielefelder Wissenschaftspreis wird 2024 zum elften Mal ausgeschrieben. Der Preis wird im Gedenken an Niklas Luhmann, den großen Bielefelder Soziologen, vergeben. Er wirkte als herausragender Forscher und Lehrer seit ihrer Gründung 1969 bis zu seinem Tod 1998 an der Universität Bielefeld. Sein Werk ist der Leistungskraft der Theorie verpflichtet und erstreckt sich auf alle Aspekte der modernen Gesellschaft. Luhmanns umfassendes juristisches, historisches und philosophisches Wissen, sein breites Interesse für Lebenswissenschaften, Pädagogik, Ethik und Ästhetik und sein zentrales Anliegen, eine umfassende Systemtheorie der gesellschaftlichen Modernisierung zu formulieren, sollen Anstoß und Verpflichtung für das Leitbild einer interdisziplinären und problemoffenen Forschung sein. Diesem Anliegen ist auch der Bielefelder Wissenschaftspreis verpflichtet. Mit ihm sollen deshalb solche Personen ausgezeichnet werden, deren Forschung, insbesondere im Bereich der genannten Fachrichtungen, höchsten Ansprüchen genügt. Mit dieser Ausschreibung wird um begründete Vorschläge für die Auszeichnung aus dem In- und Ausland gebeten. Der Bielefelder Wissenschaftspreis, verliehen durch die Stiftung der Sparkasse Bielefeld im Gedenken an Niklas Luhmann, ist mit einem Preisgeld von25.000 Eurodotiert und wird alle zwei Jahre vergeben. Weitere Informationen zum Preis unter www.uni-bielefeld.de/wissenschaftspreis Bitte richten Sie Ihren Vorschlag bisspätestens 30.04.2024andie Stiftung der Sparkasse Bielefeld, die Vorsitzende der Jury für den Wissenschaftspreis, Frau Professorin Dr. Angelika Epple, Schweriner Straße 5, 33605 Bielefeld E-Mail: info@stiftung-der-sparkasse-bielefeld.de Publikationen verpflichten sich zunehmend Universitäten und andere Forschungseinrichtungen zur „San Francisco Declaration on Research Assessment“ (DORA). Diese Erklärung fordert einerseits die Abkehr von der rein quantitativen Bewertung wissenschaftlichen Outputs, wie zum Beispiel der Orientierung am Impact Factor oder der reinen Zahl an Publikationen. Gleichzeitig liefert DORA konkrete Alternativen, um die mehrdimensionale Bewertung wissenschaftlicher Leistung zu ermöglichen. Eine relativierte Bedeutung der reinen Anzahl von Publikationen und eines hohen Impact Factors würde in der Realität tatsächlich einen Teil der Last von den Schultern des Nachwuchses nehmen und gleichzeitig den Fokus auf die Qualität der einzelnen Veröffentlichungen legen. In vielen Fällen scheint die Selbstverpflichtung zu den Grundsätzen der DORA und die damit verbundene Abkehr von quantitativnumerischen Parametern in der Praxis häufig leider nicht mehr als ein leeres Versprechen zu bleiben. Sowohl die Realität an den wissenschaftlichen Einrichtungen als auch die Forschung hierzu legen nahe, dass in den meisten Fällen nach wie vor quantitative Kennzahlen über Erfolg und Misserfolg einer wissenschaftlichen Karriere bestimmen – auch an solchen Einrichtungen, die sich offiziell zur DORA bekannt haben. Den Druck verringern Das aktuelle Wissenschaftssystem weist viele Merkmale auf, die bei allem Idealismus nicht kurz- oder mittelfristig lösbar sind, z.B. die Abhängigkeit von Drittmitteln, die fast immer zu befristeten Arbeitsverträgen führt. Eine zeitliche Entlastung der Promovierenden ist in dieser Hinsicht daher nur bedingt möglich. Würde man aber den Anspruch der DORA als Universität, Forschungsgemeinschaft oder Fakultät wirklich ernst nehmen, könnte dies den Druck, der von quantitativen Kennzahlen wie der Anzahl an Publikationen oder deren Impact Factor ausgeht, zumindest verringern. Gleichzeitig würde sich das Dilemma der Promovierenden auflösen, zwischen eigenen Karrierechancen und den Idealen einer Wissenschaft, die frei ist von ökonomischen Einflüssen, wählen zu müssen. Oft ist von einer „wissenschaftlichen Gemeinschaft“ die Rede. Der Ursprung des Wortes „Gemeinschaft“ – eine Gruppe von Menschen, die dieselben Werte teilen und ein gemeinsames Ziel verfolgen – impliziert, dass alle in der Wissenschaft Tätigen an einem Strang ziehen, unabhängig von ihrer jeweiligen Erfahrung und ihrer hierarchischen Stellung im System. Die großen Institutionen des Systems sollten den jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einen Teil ihrer Last abnehmen, indem sie sich zu ihren selbst auferlegten (und in Teilen medial selbstbewusst inszenierten) Prinzipien wie der DORA bekennen und sich somit im Sinne einer echten Gemeinschaft schützend vor ihre Schwächsten stellen. »Die Entscheidung für diese Zeitschrift fiel möglicherweise wegen des verlockend schnellen Review-Verfahrens und des vergleichsweise hohen Impact Factors.« Anzeige
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