269 4|24 Forschung & Lehre WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION Diversity ebenso häufig kontaktieren wie Forschende aus anderen Fachgebieten. F&L: Inwieweit können Sie helfen und wo müssen Sie an andere Stellen verweisen? Julia Wandt: Der Scicomm-Support berät bei allen Angriffen und unsachlichen Konflikten im Zusammenhang mit Wissenschaftskommunikation, das heißt, der Bezug zur Kommunikation muss gegeben sein. Hier gab es bis zu seiner Gründung Bedarf im deutschen Wissenschaftssystem. Für viele andere Themen, wie zum Beispiel wissenschaftliche Redlichkeit oder Machtmissbrauch, gibt es bereits seit längerem ausgewiesene Anlaufstellen, an die wir verweisen. Unsere juristische Beratung erfolgt in Zusammenarbeit mit einer renommierten Kanzlei für Presse- und Äußerungsrecht, Informationsfreiheitsrecht, Rundfunkrecht sowie angrenzende Bereiche. Für psychologische Unterstützung vermitteln wir an die psychologischen Dienste der Hochschulen. Allerdings berücksichtigen wir die psychologischen Aspekte in jedem Beratungsgespräch, indem wir gut zuhören, die Hintergründe erklären, auf die persönliche Situation eingehen und zeigen, dass Angriffe oft nicht persönlich gemeint sind. Das Thema reizt zum Angriff und nicht die Person als solche. Wenn es um körperliche Angriffe geht, beziehungsweise um akute Bedrohungssituationen, ist es wichtig, zuerst die Polizei einzuschalten. F&L: Bei einem sogenannten Shitstorm in den sozialen Medien geht meist alles ganz schnell. Der Post ist online, die erste Kritik kommt und verbreitet sich dann rasant auf unterschiedlichen Kanälen. Können Sie so schnell reagieren? Julia Wandt: Ja, definitiv. Gerade das zeichnet uns aus. Wir sind fast rund um die Uhr erreichbar, täglich von 7 bis 22 Uhr, auch am Wochenende. Wir ermutigen Personen, sich möglichst frühzeitig zu melden, wenn sie ein ungutes Gefühl haben. Angriffe erfolgen nicht nur über soziale Medien, sondern auch per Brief, Telefon oder persönlich bei öffentlichen Veranstaltungen – ich war überrascht, dass analoge und digitale Angriffe bei uns in der Beratung bislang gleichermaßen oft vorkommen. Wenn die Angriffe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler persönlich über die Maßen stark belasten, empfehlen wir, sich an eine Vertrauensperson zu wenden, die zeitweise bei der Kommunikation in den sozialen Medien oder bei der Durchsicht von E-Mails unterstützen kann. Allein das Bewusstsein hierfür kann bereits entlasten. Es ist ratsam, sich in gewissen Abständen selbst zu googlen, um zu überprüfen, welche privaten Fotos und weiteren privaten Informationen über sich selbst veröffentlicht sind, um diese bei Bedarf löschen zu lassen. Wenn eine Bedrohungssituation oder bestimmte Rahmenbedingungen vorliegen, hat man zudem ein Anrecht darauf, die private Wohnadresse im Melderegister für Auskünfte sperren zu lassen (außer im Rahmen von Behördenabfragen). Foto: mauritius images / Ikon Images »Ich war überrascht, dass analoge und digitale Angriffe bei uns in der Beratung bislang gleichermaßen oft vorkommen.«
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