Forschung & Lehre 4|24 284 ERGRÜNDET & ENTDECKT Ergründet und entdeckt Generative KI in Schule und Studium 73Prozent der Schülerinnen und Schüler sowie 78 Prozent der Studierenden ab 18 Jahren haben bereits generative KI eingesetzt. Das geht aus einer Studie des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) hervor. 42 Prozent der erwachsenen Schülerinnen und Schüler sowie 45 Prozent der Studierenden sind demnach der Meinung, dass sie durch generative KI bessere Noten erhalten hätten, ohne dafür eine angemessene Leistung erbracht zu haben. Andererseits stimmte auch die Hälfte der befragten Lernenden der Aussage zu, dass der Einsatz von generativer KI im Rahmen von Schule oder Studium zu einer Leistungssteigerung führe. Während ChatGPT und Co. in der Schule eher für Textzusammenfassungen (68 Prozent) verwendet würden, bestehe der Hauptzweck bei Studierenden in der Recherche (59 Prozent). Lediglich etwa die Hälfte der betrachteten Lernenden, die von generativer KI gehört hätten, gäbe auch an, ihre Grundlagen zu verstehen. Doch zeigte sich auch, dass je häufiger die Lernenden generative KI nutzten, desto eher verstünden sie die Technologie. Beim Risikobewusstsein besteht der Studie zufolge Nachholbedarf. Nicht mehr als 50 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler und 56 Prozent der Studierenden seien sich bewusst, dass erzeugte Ergebnisse faktisch falsch sein könnten. Weniger als 59 Prozent der Schülerinnen und Schüler und 58 Prozent der Studierenden überprüften die Korrektheit der Ergebnisse textbasierter generativer KI im Kontext von Schule und Studium. Auch bei den Lehrenden herrsche zum Teil Unwissenheit. Bei einem Drittel der volljährigen Lernenden, die textbasierte generative KI im Rahmen von Schule oder Studium eingesetzt hätten, wisse das Lehrpersonal nichts von der Nutzung. 54 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler und 41 Prozent der Studierenden ab jeweils 18 Jahren berichteten, dass es an ihrer Bildungseinrichtung keine Leitlinien gebe. Wenn Regelungen vorhanden seien, würden sie überwiegend eingehalten (61 Prozent). 47 Prozent der Studierenden sprächen sich für mehr kontrollierte Prüfungsformate aus, ein Drittel sei sogar für ein Verbot von generativer KI. Das bidt ist ein Institut der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Für die Studie wurden im Juli und August 2023 3 202 Internetnutzende in Deutschland, darunter 252 Schülerinnen und Schüler und 981 Studierende jeweils ab 18 Jahren befragt. bidt; Roland A. Stürz et al. Wie motiviert man Laien zum Datensammeln? Täglich aktuelle Nachrichten auf www.forschung-und-lehre .de Bürgerinnen und Bürger helfen der Wissenschaft, indem sie Daten sammeln und bereitstellen, zum Beispiel für ökologische Beobachtungen. Ein Forschungsteam der Universität Augsburg hat untersucht, welche expliziten Anreize die Teilnahme an solchen Citizen-Science-Projekten beeinflussen können. Sie konzentrierten sich in der Studie auf zwei führende Online-Plattformen für ökologische Beobachtungen in Deutschland und erfassten für einen Zeitraum von 120 Tagen die von Laien eingetragenen Daten. Eines der Portale führte währenddessen ein großangelegtes Gewinnspiel durch. Jede eingetragene Sichtung von Tieren, Pflanzen und Pilzen aus aller Welt, die in dieser Zeit registriert wurde, nahm an einer Verlosung mit attraktiven Preisen teil. Als Vergleich wurden von den Bürgern Naturbeobachtungsdaten eines anderen Portals ausgewertet. Die statistische Auswertung hätte ergeben, dass durch das Preisausschreiben die Anzahl der von Laien gemeldeten Naturbeobachtungsdaten um etwa zehn Prozent stieg. Die Studie zeige allerdings auch, dass die Vielfalt der erfassten Arten während des Preisausschreibens niedriger gewesen sei als in der Zeit davor und danach. Dies lege nahe, dass sich die Bürgerinnen und Bürger möglicherweise auf häufigere und leichter zu beobachtende Arten konzentrierten, um ihre Gewinnchancen zu erhöhen. Diese Beobachtung wirft den Forschenden zufolge wichtige Fragen auf, wie Anreize die Qualität und Vielfalt der gesammelten Daten beeinflussen können. Florian Diekert et al.; DOI: 10.1111/conl.12973 Foto: picture alliance / Sebastian Willow
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