Forschung & Lehre 12|24 886 NACHRICHTEN Täglich aktuelle Nachrichten auf www.forschung-und-lehre.de Universitäten im Südwesten fürchten um Grundfinanzierung In Baden-Württemberg haben Mitte November Studierende der neun Landeshochschulen gemeinsam mit ihren Hochschulleitungen demonstriert – sowohl an den Hochschulorten als auch bei einer zentralen Demonstration am 15. November in Stuttgart. Anlass war, dass die badenwürttembergische Landesregierung plant, im Haushalt für die Jahre 2026 bis 2030 weniger Geld für Hochschulen einzuplanen. Der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg (LRK BW) und Präsident der Universität Ulm, Professor Michael Weber, sagte in einer Pressemitteilung der LRK BW am 12. November, dass „die Landeshochschulen real mit erheblich sinkenden Mitteln rechnen müssen“. Das Land spreche in seiner Hochschulfinanzierungsvereinbarung (HoFV III) zwar von einer Budgetsteigerung von 3,5 Prozent. Da die Hochschulen aber gestiegene Personalkosten, Inflationsausgleich und höhere Energiekosten aufbringen müssten, stünden sie mit dieser Vereinbarung „deutlich schlechter“ da als mit der aktuellen, so auch die stellvertretende Vorsitzende von LRK BW und Rektorin der Universität Tübingen, Professorin Karla Pollmann. Die Einsparungen hätten Folgen für die Innovationskraft der Hochschule und die Ausbildungsqualität, so Weber. Die Unileitungen fordern laut Mitteilung der LRK BW Planungssicherheit bis 2030, die Dynamisierung der Grundmittel um sechs (statt 3,5) Prozent sowie den Ausgleich von Belastungen durch höhere Energie- und Personalkosten. Bevölkerung wünscht sich bessere Informationen über Wissenschaft Weniger Menschen in Deutschland haben das Gefühl, gut über Wissenschaft und Forschung informiert zu sein: Das ist ein Ergebnis aus dem „Wissenschaftsbarometer 2024“, das die Organisation Wissenschaft im Dialog (WiD) Anfang November veröffentlicht hat. Nachdem sich im Vorjahr noch 39 Prozent der Befragten „auf dem Laufenden“ fühlten bei wissenschaftlichen Neuigkeiten, seien es in diesem Jahr nur noch 30 Prozent gewesen, so das Ergebnis der repräsentativen Befragung. Der Teil der Befragten, die Wissenschaft und Forschung vertrauen, ist im Vergleich zum Vorjahr mit 55 gegenüber 56 Prozent minimal gesunken. Das Vertrauen in die Wissenschaft ist laut Erhebung abhängig vom Bildungsniveau: Der Prozentsatz der Befragten mit hohem und mittlerem Bildungsniveau, der der Wissenschaft vertraute, sei 2024 im Vergleich zum Vorjahr um vier beziehungsweise sechs Prozentpunkte gesunken. Derweil sei der Anteil der Menschen mit niedrigem Bildungsniveau und Vertrauen in Wissenschaft und Forschung um neun Prozentpunkte gestiegen. Verglichen mit den Befragten mit mittlerem (46 Prozent) und niedrigem Bildungsniveau (40 Prozent) hätten trotzdem deutlich mehr Menschen mit hohem formalen Bildungsniveau Vertrauen in die Wissenschaft (75 Prozent). Drittmittelquote deutlich gestiegen Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat den „Förderatlas 2024“ mit Trends der Forschungsfinanzierung vorgestellt. Zwischen 2019 und 2022 sind die Grundmittel demnach um 13 Prozent auf rund 27 Milliarden Euro und die Drittmittel um 19 Prozent auf gut 10 Milliarden Euro gestiegen. Die DFG hält die Finanzierung insgesamt für unzureichend und sieht es kritisch, dass Drittmittel stärker zugelegt hätten als Grundmittel. Bei den DFG-Bewilligungen liegen erneut die Ludwig-Maximilians-Universität München, die Technische Universität München und die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen vorne. Umfrage zeigt Unzufriedenheit unter Forschenden Berliner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wünschen sich verlässlichere Karrierewege, eine andere Finanzierung von Forschung und mehr Unterstützung bei der Verwaltung. Vor allem die Postdoktorandinnen und Postdoktoranden sind unzufrieden: Nur rund 16 Prozent von ihnen bewerteten die Karrierechancen in der Wissenschaft mit „gut“ oder „sehr gut“. Das sind die Ergebnisse des aktuellen „Berlin Science Survey“, den der Exzellenzverbund Berlin University Alliance (BUA) durchgeführt hat. Die Tätigkeiten der BUA selbst sehen die meisten Befragten positiv für den Berliner Forschungsraum: Der Verbund habe diesen internationaler und innovativer gemacht (60 beziehungsweise 52 Prozent der Befragten stimmten zu). Neuer Rekordwert an Studienangeboten erreicht Trotz sinkender Studierendenzahlen ist die Anzahl an Studienangeboten seit 2019 um 13 Prozent auf knapp 23 000 gestiegen. Damit sind jedes Jahr circa 500 Angebote hinzugekommen, ergab eine Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), für die der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) herangezogen wurde. Im betrachteten Zeitraum seien aber auch etwa 2 000 Angebote entfallen. Ein Grund für das Wachstum sei der Umstand, dass Hochschulen verschiedene Modelle desselben Studiengangs anbieten würden. Insbesondere das Studienangebot an Hochschulen für angewandte Wissenschaften und an privaten Hochschulen habe deutlich zugenommen. Am stärksten gewachsen sind laut Studie Angebote in den Medizin- und Gesundheitswissenschaften. Deutschland überzeugt als Wissenschaftsstandort Als Ziel für internationale Studierende und Forschende liegt Deutschland erstmals auf Platz zwei hinter den USA. Das geht aus aktuellen Zahlen von „Wissenschaft weltoffen“ hervor, die der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in diesem Monat veröffentlichten. Über 75 000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt forschten 2021 in Deutschland. Im Wintersemester 2023/24 hätten außerdem rund 380 000 internationale Studierende deutsche Hochschulen besucht. Das seien eine Steigerung um drei Prozent zum Vorjahr und ein neuer Höchststand. Internationale Studierende machten inzwischen fast 13 Prozent der Studierendenschaft aus. Sie kämen vorwiegend aus Indien, China und der Türkei nach Deutschland.
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