Forschung & Lehre 12/2024

12|24 Forschung & Lehre 887 FUNDSACHEN Spielwiese „Für mich ist der Regenwald eine große Spielwiese. Die Möglichkeit, überrascht zu werden, ist nirgendwo größer. Für meine Doktorarbeit habe ich mehrere Jahre in einer kleinen Waldhütte gelebt, um eine wenig erforschte nachtaktive Lemurenart, den Rotschwanz-Wieselmaki, zu beobachten. Natürlich kann Forscheralltag auch stinklangweilig sein, wenn man nächtelang unter einem Baum sitzt. Aber es kommt immer wieder vor, dass man etwas sieht, was vielleicht noch nie ein Mensch gesehen hat.“ Roland Hilgartner, Primatenforscher; zitiert nach Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. November 2024. Weg „Eine Raketenwissenschaft gibt es noch nicht, der Weg dorthin scheint aber nicht mehr weit angesichts der an den Hochschulen obwaltenden Meinung, alles könne zur Wissenschaft werden.“ Thomas Thiel; zitiert nach Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. November 2024. Luxus „Wissenschaft wird oft als Luxus angesehen, den man nicht unbedingt braucht. Es merkt nicht jeder, wie notwendig sie ist, um mit allen Krisen zurechtzukommen. Dabei geht es nicht nur um Biotechnologie oder KI. Die Sozialwissenschaften helfen uns zu verstehen, wie Migration Gesellschaften beeinflusst, oder auch Erziehung und Bildung, und wie diese uns dabei helfen, mit den Problemen umzugehen.“ Maria Leptin, Biologin und Immunologin, Forschungsgruppenleiterin am Institut für Genetik an der Universität zu Köln und Präsidentin des Europäischen Forschungsrats (ERC); zitiert nach Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. November 2024. Bürokratie „Die größte Herausforderung in Deutschland ist die Bürokratie. Es ist in Deutschland sehr schwer, kurzfristig umzustrukturieren. Wir müssen also überlegen, wie wir ein System bauen, das langfristig Forschung fördert und den Instituten trotzdem Flexibilität gibt. Ein deutlicher Pluspunkt ist die langfristige Forschungsförderung. Hier bietet Deutschland viel bessere Bedingungen als die Vereinigten Staaten.“ Martin Keller, Leiter des Nationalen Instituts für erneuerbare Energien (NREL) in den USA und neugewählter Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft; zitiert nach Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30. Oktober 2024. Thema „Die Forderung nach einem ethischen Kapitalismus ist so alt wie der Kapitalismus selbst. Die Leute vergessen oft, dass Adam Smith, der Vordenker des Kapitalismus, Professor für Moralphilosophie war. Die Schattenseiten des Wirtschaftens, die Ausbeutung und die Armut, waren von Anfang an ein Thema.“ Markus Gabriel, Professor für Erkenntnistheorie, Philosophie der Neuzeit und Gegenwart an der Universität Bonn; zitiert nach Der Spiegel vom 1. November 2024. Wissen „Es gibt eine Suche nach Wissen, an deren Ende man hofft, eine finale Wahrheit zu erlangen. Das war schon immer aussichtslos und ist es auch heute. Aber der Prozess der Erkenntnissuche an sich, der Skeptizismus, der Zweifel – all das, was zumindest mir immer geholfen hat, den Verstand nicht zu verlieren –, ist heute notwendiger denn je. Das Infragestellen von allem, was einem begegnet, und zu jedem Informationshäppchen, das einem von wem auch immer gereicht wird, erst einmal Nein zu sagen, das war für mich immer hilfreich.“ Joshua Cohen, amerikanischer Schriftsteller und Pulitzer-Preisträger 2022; zitiert nach Süddeutsche Zeitung vom 15. November 2024. Aikido „Wir können nicht weglaufen. Nicht schweigen. Nötig ist eine Art intellektuelles Aikido, um unsere Energie in eine andere Richtung zu lenken in der Hoffnung, dass in vier Jahren die Lektion gelernt sein wird. Wenn uns irgendetwas retten wird, dann Unordnung. Komplikationen. Die vielen Facetten unserer Persönlichkeit. Dass die Wahrheiten auch die andere Seite erreichen. Die Erkenntnis, dass wir mehr sind als ein monolithisches Etwas. Hüten wir uns davor, ein eindimensionales Bild vom durchschnittlichen Amerikaner zu zeichnen. Colum McCann, irischer Schriftsteller, seit 1996 Aufenthalt in den USA; zitiert nach Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. November 2024. Fundsachen Leben „In drei Worten kann ich alles zusammenfassen, was ich über das Leben gelernt habe: Es geht weiter.“ Robert Frost, US-amerikanischer Dichter (1874–1963) Gefahr „Die größte Gefahr für unsere Zukunft ist Apathie.“ Jane Goddall, britische Verhaltensforscherin

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