Forschung & Lehre 12/2024

12|24 Forschung & Lehre 897 HOCHSCHULBAU ter Schloss zu sanieren. Zehn Millionen musste die TU dazugeben, was insgesamt bei Weitem nicht gereicht hat. Außerdem wurde im Gesetz eingeschrieben, dass wir Maßnahmen zur Korruptionsprävention durchführen müssen. Hierzu gehört zum einen eine Innenrevision zur Prüfung aller Abläufe. Zum anderen geschieht die Vergabe von Planungs- und Bauleistungen weiterhin über den Landesbaubetrieb. Den haben wir sozusagen als Dienstleister und unabhängige Vergabestelle mit an Bord. F&L: Die Bauautonomie wurde zunächst befristet vergeben. Wie ist es heute? Edgar Dingeldein: Der Autonomiestatus war zunächst auf fünf Jahre befristet, wurde dann immer wieder evaluiert und verlängert. Es gab viele Feedbackrunden, in denen besprochen wurde, was noch verändert werden muss. Inzwischen wird nicht mehr infrage gestellt, dass das ein gutes Modell für Hochschulen ist, und die Autonomie für die TU ist dauerhaft im Hessischen Hochschulgesetz verankert. Für die anderen hessischen Hochschulen besteht nach einem erfolgreichen Durchlauf ebenso die Möglichkeit der Autonomie auf Probe. Eine bundesweite Regelung gibt es nicht, das Thema wird länderspezifisch gehandhabt. F&L: Wurde die Bauautonomie anfangs kritisch gesehen? Edgar Dingeldein: Anfangs waren die Landesbaubetriebe nicht so gut auf uns zu sprechen, auch auf unseren Erfolg. Was macht das mit den Menschen, wenn man eine Aufgabe weggenommen bekommt und sieht, die anderen machen es besser? Es gab also nicht nur Befürworter der Autonomie, auch in den Ministerien. Da spielt auch das Thema Kontrollverlust und Gesichtsverlust eine Rolle. Heute hat sich die Autonomie aber etabliert und wird, denke ich, überwiegend positiv gesehen. Zudem leiden auch die Landesbaubetriebe unter Personalmangel, und sie waren teilweise froh, dass die Hochschulen Aufgaben übernommen haben. F&L: Welche Herausforderungen sind mit der Bauautonomie verbunden? Die Sanierung des Darmstädter Schlosses hat fünfzehn Jahre gedauert. Wie gelingt es, da als Hochschule nicht in Überforderung zu geraten? Edgar Dingeldein: Die Sanierung des Schlosses war sehr herausfordernd, zum einen weil die 40 Millionen, die uns zur Verfügung standen, nicht reichten. Zum anderen war die Logistik nicht einfach, weil wir alles über alte Brücken und durch enge Torbögen ein- und ausführen mussten. Aber wir hatten ein motiviertes Team. Und der Hochschule ist es gelungen, das fehlende Geld immer aus dem laufenden Haushalt bereitzustellen. Solch ein Projekt mit einem Landesbaubetrieb durchzuführen, mag auch gelingen, aber es ist ein ganz anderes Arbeiten. F&L: Die TU Darmstadt erhält für Bauprojekte Gelder vom Bund und vom Land. Welche Rolle spielt das hessische Bauprogramm Heureka, das 2007 gestartet ist, jetzt in dritter Runde läuft und den Hochschulen in Hessen für Neubauten und Modernisierungen bislang eine Förderung von insgesamt rund 5,7 Milliarden Euro zugesagt hat? Edgar Dingeldein: Heureka ist unsere Grundfinanzierung, darüber erhalten wir im Schnitt 25 Millionen pro Jahr. Wenn wir den Klimawandel und die Klimaneutralität und den damit verbundenen Bedarf miteinrechnen, bräuchten wir allerdings eigentlich pro Jahr 60 Millionen, auf die nächsten 20 Jahre gerechnet. F&L: Gibt es noch andere Möglichkeiten zur Verbesserung der finanziellen Situation, etwa durch den Verkauf überlassener Landesgrundstücke? Foto:TU Darmstadt/Patrick Bal Universitäts- und LandesbibliothekderTU Darmstadt im Darmstädter Schloss

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