Forschung & Lehre 12/2024

Forschung & Lehre 12|24 902 HOCHSCHULBAU Altes mit Neuem verbinden Zum Umbau des Fritz-Foerster-Baus der Technischen Universität Dresden Forschung & Lehre: Was gab den Anstoß, den Fritz-Foerster-Bau der TU Dresden zu sanieren und neu zu strukturieren? Jan Gerken: Der Fritz-Foerster-Bau mit seiner imposanten Backsteinfassade ist eines der markantesten Gebäude der TU Dresden. Das denkmalgeschützte, ehemalige Forschungsgebäude der Chemischen Institute im Herzen des Campus sollte ein repräsentatives Verwaltungsgebäude für die Exzellenzuniversität TU Dresden werden. Durch den Auszug der Fakultät Chemie aus dem FritzFoerster-Bau 2011 wurde diese große Zusammenführung und Umstrukturierung möglich. In den Räumlichkeiten des ehemaligen Laborgebäudes sollte, gegenüber dem Rektoratsgebäude, die Zentrale Verwaltung der TU Dresden mit der technischen Leitzentrale ihren Sitz erhalten. Mit dem Einzug in den Fritz-Foerster-Bau wurden verschiedene Dezernate der Zentralen Universitätsverwaltung unter einem Dach vereint. Das denkmalgeschützte Lehr- und Forschungsgebäude erfuhr eine komplette Neustrukturierung in den Grundrissen und in der vertikalen Struktur des dreiflügeligen Gebäudes. Realisiert werden konnte dieses Bau- und Sanierungsvorhaben durch den Freistaat Sachsen als Bauherrn. Der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) hat die Bau- und Gestaltungsverantwortung übernommen. F&L: Welchen Ideen zum Umgang mit alter Bausubstanz sind Sie gefolgt? Welche Bedeutung haben die alten Universitätsgebäude für die Wissenschaftscommunity, aber auch für die Stadt Dresden insgesamt? Jan Gerken: Die Architektur der 1920erJahre zeigt sich auch nach der Sanierung in vielen Details, so zum Beispiel in den Treppenräumen, der rekonstruierten Kassettendecke im Hörsaal des Gebäudes oder den historischen Trinkbrunnen. 700 Holzfenster wurden unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten ersetzt. Dabei wurden historische, bleiverglaste Schmuckdetails gesichert und wieder integriert. Durch zusammenhängende Flur- und Foyerflächen im Erdgeschoss des Mittelbaus entstanden repräsentative Flächen für Veranstaltungen. Ebenso laden die Freitreppe und die neuen Sitzstufen im Innenhof zum gemeinsamen Verweilen ein. Zwei neu eingebaute Aufzüge, Hubpodeste sowie ein barrierefreies Leit- und Orientierungssystem ermöglichen einen barrierefreien Zugang zum Gebäude. Parallel zum Innenausbau erfolgte die Sanierung der Klinkerfassade, der Schriftzüge an der Fassade sowie des Schieferdachs. F&L: Welche ästhetischen und funktionalen Gesichtspunkte spielten dabei eine Rolle? Jan Gerken: Der Fokus des Umgangs mit dem Fritz-Foerster-Bau zielt auf die Verbindung des denkmalgeschützten Werts des Gebäudes mit moderner Infrastruktur und Aufenthaltsqualität ab. Im äußeren Erscheinungsbild liegt dabei der Schwerpunkt auf der Rekonstruktion der Klinkerfassade mit den Schmuck- und Natursteinelementen, den Holzfenstern mit den bunten bleigefassten Gläsern sowie dem Schieferdach mit den charakteristischen Schornsteinaufbauten. Die architektonische Qualität aus der Erbauungszeit ist im Inneren vor allem in sämtlichen Treppenräumen, dem oberen Vestibül an der Mommsenstraße und dem unteren Foyer ablesbar. Die Rekonstruktion der markanten Kassettendecke und der langgestreckten Hörsaalfenster zeigen den verantwortungsbewussten Umgang mit den prägenden Architekturdetails des Bestands. In verschiedenen Bereichen im Gebäude wurden Umbauten vorgenommen. Zum einen, um auf allen Geschossen den Durchgang zu ermöglichen, und zum anderen, um den neuen Funktionen des Gebäudes Rechnung zu tragen. | IM GESPRÄCH | Über acht Jahre dauerten die umfassenden Sanierungs- und Umbaumaßnahmen am denkmalgeschützten Forschungsgebäude der Chemischen Institute der TU Dresden. Das Ergebnis wurde mit dem Hochschulbaupreis 2024 ausgezeichnet. Ein Gespräch über die Herausforderung, historische Räume für die Wissenschaft neu zu gestalten. JanGerkenist Kanzler der TU Dresden. Foto:TUD / Michael Kretzschmar

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