904 Forschung & Lehre 12|24 GRÜNDUNGEN Die Geschichten von Steve Jobs (Apple), Mark Zuckerberg (Meta) oder Michael Dell (Dell Technologies), die ihr Studium abbrachen, um in ihren Garagen technologische Revolutionen zu initiieren, sind legendär. Doch taugen diese Beispiele auch als Vorbilder? Oder sind das typische amerikanische Geschichten, die es so in Deutschland nicht gibt? Natürlich gibt es auch in Deutschland zahlreiche bekannte und bedeutende Personen, die Unternehmen im Hochtechnologiebereich gegründet haben. Zu den weniger bekannten Persönlichkeiten, die in der Ferne ihr Glück gefunden haben, zählen Andreas von Bechtolsheim (Sun Microsystems) oder Konstantin Guericke (LinkedIn), die in Kalifornien zu Entrepreneuren wurden. Andere, wie Hasso Plattner (SAP) oder Reinhold Würth (Würth), haben in der Heimat ihren Traum verwirklicht und zählen nicht nur zu den erfolgreichsten Unternehmern, sondern auch zu den reichsten Deutschen (Wirtschaftswoche, 2010; t3n, 2012). Dabei besteht in der Gründungsszene ein ungleiches Geschlechterverhältnis, das sich durch eine Überrepräsentation von Männern auszeichnet. Zwar ist ein leichter Anstieg bei den registrierten Gründerinnen zu verzeichnen, dennoch wagen Frauen den Schritt in das Unternehmertum weiterhin deutlich seltener als Männer (Startup-Verband, 2022). Hand aufs Herz: Kennen Sie eine erfolgreiche Gründerin in vergleichbarer Größenordnung wie die vorher genannten Beispiele? Wenn es nach der Politik geht, soll sich das ändern. 2022 wurde die StartupStrategie der Bundesregierung vorgestellt (BMWK, 2022), die bereits durch zwei Fortschrittsberichte und Kommentierungen ergänzt wurde (BMWK, 2024; Kuckertz & Brem, 2023). Zusätzlich gibt es viele Initiativen auf Landesebene. So startete das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg (BW) 2023 eine Initiative, die gezielt Gründerinnen unterstützt, unter anderem durch staatliche Finanzierungsprogramme wie EXIST-Women (Startup BW, 2023). Um mehr technologiebegeisterte Menschen zur Gründung zu bewegen, gibt es auf allen Ebenen verschiedenste Aktivitäten: von kommunalen Wettbewerben über regionale und deutschlandweite Initiativen bis hin zu internationalen Programmen. Doch welchen Karriereweg schlagen Gründende wirklich ein? Um dieser Frage nachzugehen, haben wir die Karriereverläufe von 924 Gründenden innovativer, technologieorientierter Startups analysiert, die zwischen Januar 2018 und Juni 2024 in BW gegründet haben. Unter Startups verstehen wir Unternehmen, welche die folgenden Charakteristika auszeichnen: 1) Sie bieten ein innovatives Produkt, eine Dienstleistung oder disruptive Technologie an, 2) sie verfolgen Wachstums- und Skalierungsziele, 3) sie haben potenziell starken Einfluss auf die regionale Wirtschaft und 4) ein hohes Mitarbeitendenwachstum (Sternberg et al., 2019). Diese Studie berücksichtigt Startups, die weniger als zehn Jahre alt sind und ihren Sitz in BadenWürttemberg haben. Es wurden insbesondere Unterschiede in den Karrierewegen von Gründerinnen und Gründern analysiert. Immer noch besteht ein großer Gender Gap im Bereich der Gründungen. In der zugrunde liegenden Stichprobe dieser Studie liegt der Frauenanteil bei 15 Prozent, während 85 Prozent der Gründenden Männer sind. Eine weitere Geschlechterdifferenzierung unterliegt den Daten noch nicht. Berücksichtigt wurden nur Gründerinnen und Gründer, die noch aktiv in ihrem Startup tätig sind und für deren Karrierewege ausreichend öffentlich zugängliche Informationen vorlagen. Die Untersuchung der KarriereweTechnologie-Startups Karrierewege von Gründerinnen und Gründern | ALEXANDER BREM | SOPHIA HESS | DARCY MAGUIRE | Über welche Bildungsabschlüsse und Berufserfahrung verfügen Startup-Gründerinnen und -Gründer?Welche Unterschiede zeigen sich in deren Karriereverläufen? Wie ausgeprägt ist der Gender Gap im Bereich der Gründungen? Ergebnisse einer aktuellen Studie zu technologieorientierten Startups in Baden-Württemberg. Alexander Bremist Institutsdirektor und Prorektor fürTransfer und Internationales an der Universität Stuttgart, Institut für Entrepreneurship und Innovationsforschung (ENI). Sophia Hess istDoktorandin im Bereich Entrepreneurship und Projektleiterin des DEEM-Projekts am Institut für Entrepreneurship und Innovationsforschung (ENI). Darcy Maguireist wissenschaftliche Hilfskraft und Data Scientist im DEEMProjekt am Institut für Entrepreneurship und Innovationsforschung (ENI). AUTORIN UND AUTOREN Foto: Ludwig Olah Foto: Sophia Hess Foto: Darcy Maguire
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