906 Forschung & Lehre 12|24 GRÜNDUNGEN Unternehmen gegründet oder eine gescheiterte Gründung hinter sich gelassen haben, um einen erneuten Versuch zu starten. Diese frühere Gründungserfahrung kann sich als wertvoller Karrierebaustein erweisen. Im Durchschnitt verfügen Gründende in BW über elf Jahre Berufserfahrung, einschließlich Tätigkeiten als studentische Hilfskraft, Praktika, Werkstudierendentätigkeiten und Teilzeitbeschäftigungen. Verschiedene Studien zeigen, dass erfolgreiche Gründende in der Regel über längere Zeit Netzwerke und unternehmerische Erfahrungen aufbauen. Karriereverläufe im Vergleich Die Visualisierung der Karrierewege (siehe Abbildung) von Gründenden zeigt, dass die Pfade von Gründerinnen und Gründern in einigen Aspekten variieren. Die Farbgebung unterscheidet zwischen den Karriereverläufen von Gründerinnen (orange) und Gründern (blau). Gründerinnen haben häufiger Abschlüsse in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, während Gründer stärker auf Ingenieur- und Naturwissenschaften fokussiert sind. Bemerkenswert ist, dass Gründerinnen mehr internationale Erfahrungen gesammelt haben, sowohl durch den Erwerb von Abschlüssen als auch durch Berufserfahrung. Postgraduale Bildungswege unterscheiden sich ebenfalls: Gründerinnen tendieren eher zu einem MBA, während Gründer häufiger eine Promotion anstreben. In beiden Fällen sind zusätzliche Abschlüsse jedoch weniger verbreitet als der direkte Einstieg in die Unternehmensgründung nach einem Bachelor- oder Masterabschluss. Obwohl Gründer in der Regel etwas mehr Industrieerfahrung mitbringen, haben beide Gruppen ähnliche Beschäftigungsquoten in Forschungseinrichtungen vor der Gründung eines Startups. In Bezug auf die Schwerpunkte der Gründungsvorhaben lösen Gründer häufiger technologische Herausforderungen in den Bereichen Daten, Informationsund Kommunikationstechnologie sowie Deep-Tech, oft beeinflusst von Trends im Risikokapital. Gründerinnen hingegen konzentrieren sich eher auf innovative Lösungen in den Bereichen Bildung, Soziales und Einzelhandel. Wie Gründungen gefördert werdenkönnen Die Studienergebnisse deuten auf mehrere Faktoren hin, wie technologieorientierte Gründungen gefördert werden können und dabei geschlechterspezifische Unterschiede Berücksichtigung finden. Dazu gehören: 1. Sensibilisierung von Forschenden zum Thema Gründung: Um das Potenzial des Forschungstransfers für technologische Innovationen noch weiter auszuschöpfen, müssen gezielte Programme und Initiativen gefördert werden, um Forschende bereits während ihrer akademischen Laufbahn für das Thema zu sensibilisieren und Gründung als einen möglichen Karriereweg aufzuzeigen. Zum Beispiel: Gründungsseminare, Mentoringprogramme, Kooperationen zwischen Startups und Forschenden. Hier wäre auch eine Zusammenarbeit zwischen Hochschulen sinnvoll, um Best Practices zu teilen und gemeinsam zu lernen. 2. Förderung von internationalen Netzwerken für Gründende: Gründende profitieren stark von internationalen Netzwerken und Erfahrungen. Daher sollte die Politik Programme unterstützen, die den internationalen Austausch von Gründenden fördern, etwa durch internationale Inkubatoren oder Austauschprogramme. Hierzu gehören auch englischsprachige Angebote. Abbildung: Das Diagramm zeigt gewichtete Flüsse, die die Bewegungen der Gründenden durch verschiedene Phasen darstellen. Die Dicke der Flüsse spiegelt die Häufigkeit bestimmter Bewegungen wider, während das Diagramm allgemeineTrends zusammenfasst, ohne individuelle, oft nicht-lineare Gründungswege exakt abzubilden. Quelle: ENI Karrierewege von Gründenden in Baden-Württemberg
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