912 Forschung & Lehre 12|24 BERUFUNG Regelmäßig werden Professorinnen und Professoren in einem Beamtenverhältnis auf Lebenszeit eingestellt. Dies ist ein Pfund, das Deutschland auch im internationalen Vergleich gut zu Gesicht steht. Im aktuellen Bewegungszeitraum lag die Quote dieser Beamtenverhältnisse bei 74 Prozent, was einen leichten Anstieg gegenüber dem Langzeitmittel (2012 bis 2022: 72 Prozent) bedeutet. Auch die Beamtenverhältnisse auf Zeit sind (sogar recht deutlich) angestiegen. Sie liegen jetzt im Schnitt bei 20 Prozent (Langzeitmittel: 17 Prozent). Erheblich gesunken sind hingegen die Angestelltenverhältnisse, die keine elf Prozent (Langzeitmittel), sondern in den letzten zwei Jahren nur noch sechs Prozent aller Einstellungen ausmachen. Der DHV befragt seine Mitglieder auch nach der Atmosphäre in den Berufungs- und Bleibeverhandlungen. Hier ist nach wie vor alles im Lot, nur die Schulnote „sehr gut“, die in 47 Prozent der Fälle vergeben worden ist, liegt knapp unter dem Langzeitmittel (49 Prozent). Was die konkrete Dauer der Berufungs- oder Bleibeverhandlungen anbetrifft, ergibt sich ein leichter Trend nach „oben“. Während im Langzeitmittel circa 47 Prozent aller Verfahren in drei Monaten abgeschlossen waren, ist dies im jüngsten Erhebungszeitraum nur noch bei knapp 41 Prozent aller Verhandlungen der Fall. Dementsprechend haben langwierige Verfahren wieder ein wenig zugenommen (zwölf Prozent aller Fälle). Interessant ist nicht nur die Dauer der Verhandlungen, sondern vor allem die des gesamten Berufungsverfahrens (von der Ausschreibung bis zur Berufung). Auch hier ist ein Trend hin zu etwas längeren Verfahren zu verzeichnen, der aber noch nicht besorgniserregend ist. Gravierend ist allerdings der Umstand, dass circa 75 Prozent aller Verfahren länger als zwölf Monate dauern. Dies ist im internationalen Vergleich nicht gerade ein Merkmal der Wettbewerbsfähigkeit im Kampf um die besten Köpfe. Hochschulen müssen sicheffizienter organisieren. Fächerspezifische Ausstattung Exklusiv erhebt der DHV in seinen Fragebögen für seine Mitglieder auch Durchschnittswerte zu der fächerspezifischen Ausstattung der Professuren. Im Bereich der Geisteswissenschaften sind die Ergebnisse heterogen, aber durchaus hoffnungsvoll stimmend. Beachtlich ist, dass insbesondere die Investitionsmittel deutlich ansteigen. Das Kurzzeitmittel (2022 bis 2024) liegt bei Investitionsmittel in Euro 75120 Laufende Mittel in Euro 9880 Wissenschaftliches Personal 1,6 Nicht-wissenschaftliches Personal 0,54 Räume 2,96 Langzeitmittel (2012 bis 2024) [Investitionsmittel: 61 720 Euro / laufende Mittel: 11 630 Euro / Wissenschaftliches Personal: 1,51 / Nicht-wissenschaftliches Personal: 0,59 / Räume: 3,22] In den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächernist eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen. Hier stehen sich deutliche Zugewinne bei den Investitions- und laufenden Mitteln und Verluste bei der Personalzuweisung und der Ressource Raum gegenüber. Das Kurzzeitmittel (2022 bis 2024) liegt bei Investitionsmittel in Euro 369710 Laufende Mittel in Euro 38330 Wissenschaftliches Personal 2,02 Nicht-wissenschaftliches Personal 1,01 Räume 4,88 Langzeitmittel (2012 bis 2024) [Investitionsmittel: 320 990 Euro / laufende Mittel: 29 020 Euro / Wissenschaftliches Personal: 2,17 / Nicht-wissenschaftliches Personal: 1,27 / Räume: 6,02] Ein ähnliches Bild, aber mit deutlicheren Vorzeichen, lässt sich im Bereich der Ingenieurwissenschaften festmachen: Auch hier gibt es ein sehr inhomogenes Ergebnis. Das Kurzzeitmittel (2022 bis 2024) liegt bei Investitionsmittel in Euro 363960 Laufende Mittel in Euro 26030 Wissenschaftliches Personal 2,12 Nicht-wissenschaftliches Personal 1,28 Räume 4,48 Langzeitmittel (2012 bis 2024) [Investitionsmittel: 331 840 Euro / laufende Berufungsrealitäten in Deutschland Welche neuen Trends gibt es? | HUBERT DETMER | Seit mehr als 15 Jahren befragt der Deutsche Hochschulverband (DHV) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, welche Erfahrungen sie bei ihren Berufungs- und Bleibeverhandlungen gemacht haben. Seit der letzten Befragung, die in Forschung & Lehre 1/23 publiziert worden ist, sind 430 neue Fragebögen ausgewertet worden. Damit ist die Anzahl der ausgewerteten Fragebögen nun auf über 3 300 angewachsen. Professor Dr. Hubert Detmer ist Rechtsanwalt und stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Hochschulverbands (DHV). AUTOR Foto: DHV / Bergengruen
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