Forschung & Lehre 9/2019

800 N A C H R I C H T E N Forschung & Lehre 9|19 Täglich aktuelle Nachrichten auf www.forschung-und-lehre.de HRK-Präsident für Zentralabitur D er Präsident der Hoch- schulrektorenkonferenz (HRK), Peter-André Alt, hat sich für ein Zentralabitur aus- gesprochen. Allerdings sei dieses nur ein Aspekt, wenn es darum gehe, Schule und Hochschule besser aufeinan- der abzustimmen, sagte Alt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Insbesondere Kinder mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Milieus benötigen intensivere und in- dividuelle Unterstützung, um in der Schule erfolgreich sein zu können“, so der Präsident. Diese Herausforderung werde durch das Zentralabitur nicht gelöst. „Hier werden mehr und besser qualifizierte Leh- rerinnen und Lehrer benö- tigt.“ Über die Frage eines ein- heitlichen Abiturs wird mo- mentan wieder verstärkt dis- kutiert. Politiker verschiede- ner Parteien hatten sich für ein Zentralabitur ausgespro- chen. Auf der anderen Seite gibt es heftigen Widerstand, vor allem aus Bayern. Auch der Deutsche Philologenver- band lehnt ein Zentralabitur ab und fordert stattdessen mehr Vergleichbarkeit der Leistungen vor den Abi-Prü- fungen. Eine deutliche Mehr- heit der Bürger ist hingegen für ein Zentralabitur, wie eine Umfrage des Meinungs- forschungsinstituts YouGov zeigte. dpa Miklós Maróth leitet neues Forschungsnetz in Ungarn U ngarns Ministerpräsi- dent hat den umstritte- nen Orientalisten und Altphi- lologen Miklós Maróth zum Leiter des neuen ungarischen Forschungsnetzwerks er- nannt, dem auch die Ungari- sche Akademie der Wissen- schaften (MTA) unterstellt ist. Das teilte das Technolo- gieministerium in Budapest mit. Der 76-jährige Maróth ist in der Vergangenheit mehr- fach mit fremden- und islam- feindlichen Äußerungen auf- gefallen. Auf einer Konferenz des regierungsloyalen Insti- tuts für Migrationsforschung erklärte er 2016, dass sich muslimische Einwanderer nicht in die europäischen Ge- sellschaften integrieren lassen und auch deren Werteord- nung nicht akzeptieren wür- den. „50 Prozent sind An- alphabeten, die brauchen wir nicht, auch nicht ihre Kin- der“, sagte Maróth. Muslime würden nur deshalb nach Europa kommen, um dank ihrer größeren Fruchtbarkeit zur Bevölkerungsmehrheit zu werden. Orbáns Regierung hat An- fang Juni im Parlament ein Gesetz beschlossen, das die Forschungsinstitute aus der MTA ausgliedert und ab Sep- tember einem neuen Träger unterstellt: dem Loránd-Eöt- vös-Forschungsnetz (ELKH). Die Führung des Netzes be- steht aus Vertretern der Re- gierung und der MTA, das entscheidende Wort haben die Regierungsvertreter. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hoch- schulvertreter in mehreren Staaten sehen durch die Neu- ordnung der Akademie in Ungarn die Wissenschafts- freiheit bedroht. Die EU- Kommission gab im Vormo- nat bekannt, dass sie das MTA-Gesetz auf mögliche Verstöße gegen das EU-Recht prüfe. dpa/ckr Giffey kündigt gegebenenfalls Rücktritt wegen Plagiats an S PD-Politikerin Franzis- ka Giffey will ihren Pos- ten als Bundesfamilienminis- terin aufgeben, sollte die Freie Universität Berlin ihr den Doktortitel aberkennen. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) auf ihrer Internetseite. Sie wolle, so Giffey in ei- nem Brief an die kommissari- sche SPD-Vorsitzende Malu Dreyer, welcher der Frank- furter Allgemeinen Zeitung vorliegt, „nicht zulassen, dass das derzeit anhängige Verfah- ren zur Überprüfung meiner Doktorarbeit, auf das ich kei- nen Einfluss habe, den Pro- zess der personellen Neuauf- stellung der SPD überschattet oder gar belastet.“ Zu ihrer Absicht, gegebe- nenfalls zurückzutreten, schrieb Giffey der Zeitung zufolge: „Ich habe auch in meiner Zeit als Kommunal- politikerin in Berlin-Neukölln immer für ein klares Benen- nen von Problemlagen und eine klare Haltung gestanden. Danach zu handeln, hat mich geleitet. So will ich auch mit dieser Situation umgehen.“ Zugleich schrieb die populäre Politikerin, dass sie nicht für das Amt einer SPD-Vorsit- zenden antreten werde. Die Internetplattform „VroniPlag“ hatte auf mehr als jeder dritten Seite – kon- kret auf 76 von 205 Seiten – Plagiate gefunden. Das ent- spreche einem Anteil von 37,1 Prozent. Im Juni hatte der Anwalt Giffeys deren Zitier- fehler mit einer „amerikani- schen Zitierweise“ begründet, die es ermögliche, weniger detailliert auf Quellen zu ver- weisen. Das geht aus einem Bericht des „Spiegels“ hervor. Johnson plant Schnell-Visa fürWissenschaftler P remierminister Boris Johnson hat die britische Regierung angewiesen, ein neues beschleunigtes Visasys- tem für Wissenschaftler zu entwickeln. Für herausragen- de Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Aus- land und deren Familien soll es einfacher und attraktiver werden, in Großbritannien zu arbeiten. Das sagte Johnson gegenüber „BBC News“. An der Entwicklung des neuen Visaprozesses seien das In- nenministerium und das Wirt- schaftsministerium beteiligt. Die Obergrenze für „Ers- te-Klasse-Visa“ soll für hoch- qualifizierte Migranten nach Johnsons Plänen abgeschafft werden. Derzeit liege diese bei 2 000 Visa pro Jahr. Auch die Zahl der berechtigten Forschungseinrichtungen und Universitäten, die Kandida- tinnen und Kandidaten un- terstützen können, soll nach Johnson ausgeweitet werden. Angehörige von ausländi- schen Forschenden sollen zu- dem vor der Einreise keinen Arbeitsvertrag mehr vorwei- sen müssen. Derzeit stammt laut BBC etwa die Hälfte der rund 200 000 Beschäftigten im bri- tischen Hochschulwesen aus der EU.

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