Forschung & Lehre 09/2023

652 NACHRICHTEN Forschung & Lehre 9|23 Nachrichten Täglich aktuelle Nachrichten auf www.forschung-und-lehre.de HU Berlin reagiert auf Belästigungsvorwürfe Die Humboldt-Universität (HU) zu Berlin untersucht Anschuldigungen des Machtmissbrauchs durch zwei Dozenten. Nach wiederholten Anschuldigungen mehrerer Studentinnen, dass sich ein Dozent der Universität ihnen gegenüber missbräuchlich und sexuell übergriffig verhalten habe, stellte die HU diesen bis auf Weiteres frei und entband ihn laut Mitteilung für das kommende Wintersemester von seinen Lehrverpflichtungen. Damit verschärfte die Universität eine bereits kurz zuvor getroffene Maßnahme für das laufende Semester, dass der Dozent seine Sprechstunden mit Studierenden nur online und im Beisein der Gleichstellungsbeauftragten durchführen dürfe. Die Hochschulleitung bat Betroffene, sich an die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, die Hochschulleitung oder die Studierendenvertretungen zu wenden. Mögliche weitere Fehlverhalten könne sie so möglichst schnell aufklären und gegebenenfalls rechtliche Maßnahmen ergreifen. Der Dozent hat sich bislang noch nicht zu den Anschuldigungen geäußert. Öffentlich bekannt wurden die Anschuldigungen Anfang August. Kurz darauf folgte ein weiterer Vorwurf des möglichen Machtmissbrauchs. Einem Professor der HU, der auch an der Freien Universität (FU) Berlin lehrt, wird vorgeworfen, sich körperlich übergriffig gegenüber Frauen verhalten zu haben. Darüber berichteten zunächst Studierendenvertretungen der beiden Berliner Universitäten in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Sie berufen sich dabei auf einen Essay einer Wissenschaftlerin von Mai 2023, die auf einem Sommerfest einen körperlich sexualisierten Übergriff erlebt habe. Sie schreibt darin, dass der Mann dafür bekannt sei, Studentinnen zu belästigen. Mehrere Quellen bestätigten laut „Tagesspiegel“, dass es sich dabei um den besagten Professor handele. Die Leitung der HU hat demnach Ermittlungen eingeleitet, es laufe ein Disziplinarverfahren. Näher wolle sich die Universität derzeit nicht dazu äußern. Auch die FU überprüfe den Fall und habe den Professor infolge der Anschuldigungen bereits von der Lehre entbunden. Der Beschuldigte habe sich bislang wie auch der andere beschuldigte Dozent nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die Studierendenvertretungen forderten eine „kontinuierliche Aufarbeitung“ der beiden Fälle an der HU und eine Auseinandersetzung „mit dem strukturellen Charakter von Machtmissbrauch an dieser Universität“ sowie eine Thematisierung des Problems „an allen Universitäten“. EU-Kommission gegen Deadline fürTierversuche Die Europäische Kommission hat sich gegen eine gesetzliche Frist für das Ende von Tierversuchen ausgesprochen. Stattdessen solle der Fokus darauf liegen, Alternativen zu Tierversuchen zu fördern und Tierversuche so schrittweise ersetzen zu können. Solche Alternativen könnten zum Beispiel In-vitro-Modelle sein, die auf menschlichen oder tierischen Zellen und Geweben basieren, oder Computermodelle. Langfristig sollen Tierversuche auf diese Weise vermieden werden können. Unter Forschungsorganisationen stieß die Entscheidung der Kommission auf Zustimmung. Vertreterinnen und Vertreter aus der Forschung hätten demnach befürchtet, dass der Wissenschaft notwendige Tierversuchsmethoden entzogen würden, bevor ausgereifte Alternativen zur Verfügung stünden. Eine entsprechende Stellungnahme veröffentlichte etwa die „League of European Research Universities“ (LERU). Aktiv geworden war die EU-Kommission, weil die öffentliche Kritik an Tierversuchen zugenommen hatte. Bürgerorganisationen und das Europäische Parlament forderten verbindliche Regeln zur schnelleren Reduktion oder Abschaffung von Tierversuchen in Forschung und Lehre. Der jüngsten Bürgerinitiative, die die offizielle Überprüfung und Stellungnahme der EU-Kommission erforderlich machte, stimmten 1,2 Millionen Menschen zu. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen in Deutschland hatte sich darauf hin gegen einen generellen Ausstieg aus der Verwendung von Tieren in der Forschung ausgesprochen. Dieser sei nicht wissenschaftlich begründet.

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