Forschung & Lehre 11/2023

Forschung & Lehre 11|23 822 NACHRICHTEN Täglich aktuelle Nachrichten auf www.forschung-und-lehre.de GWK-Bericht zu Gleichstellung Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat die 27. Datenfortschreibung zum Thema „Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen“ für den Zeitraum 2020/2021 veröffentlicht. Der diesjährige Bericht unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen von allen Beteiligten, heißt es in einer Pressemitteilung der GWK, um Geschlechterparität an Hochschulen zu erreichen und qualifizierte Frauen langfristig in der Wissenschaft zu halten. Obwohl der Anteil von Wissenschaftlerinnen an Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen gestiegen sei, verliefe dieser Fortschritt insbesondere auf Spitzenpositionen nur langsam. Außerdem legt die GWK Zahlen zum Geschlechterverhältnis bei Professuren vor. Obwohl der Anteil von Professorinnen an Hochschulen im Zeitraum von 2011 bis 2021 kontinuierlich von 19,9 Prozent auf 27,2 Prozent angestiegen ist, besteht weiterhin dringender Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Geschlechterparität, so die GWK. Eine genaue Betrachtung nach Besoldungsgruppen zeige, dass mit steigender Vergütung der Frauenanteil sinke. Der Anteil der W1-Professorinnen liegt laut Studie bei 48,0 Prozent, was nahe an der Parität ist, während der Anteil der C3/W2-Professorinnen bei 28,0 Prozent und der der C4/W3-Professorinnen nur noch bei 23,0 Prozent liegt. 298 400 Euro Drittmittel pro Kopf Universitätsprofessorinnen und -professoren haben im Bezugsjahr 2021 im Schnitt 298 400 Euro an Drittmitteln eingeworben. Das sind 3,8 Prozent oder 11 000 Euro mehr als 2020, wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen. An den Fachhochschulen (ohne Verwaltungsfachhochschulen) waren die durchschnittlichen Drittmitteleinnahmen je Professorin und Professor mit 46 300 Euro deutlich niedriger als an den Universitäten. Die RWTH Aachen hat laut Mitteilung mit 932 100 Euro wie bereits in der Vergangenheit die meisten Drittmittel je Professorin und Professor eingeworben. Dahinter folgen in der Statistik die Technischen Universität München mit 799 800 Euro und die Universität Stuttgart mit 763 600 Euro pro Kopf. Die medizinischen Einrichtungen und Gesundheitswissenschaften der Universitäten waren bei dieser Auswertung ausgenommen. Die Humanmedizin und die Gesundheitswissenschaften kamen laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2021 auf 661 200 Euro an Drittmitteln. Das sind gut neun Prozent mehr als 2020. Dahinter folgten die Ingenieurwissenschaften mit 652 500 Euro (plus 3,4 Prozent) und die Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften sowie die Veterinärmedizin mit 386 500 Euro (ein Plus von 0,2 Prozent). Insgesamt die meisten Drittmittel eingenommen hat laut Statistik mit 347 Millionen Euro die Technische Universität München. Dahinter folgen die Technische Hochschule Aachen (RWTH) mit 331 Millionen Euro und die Technische Universität Dresden mit 235 Millionen Euro. Deutschland als Studienort beliebt Deutschland hat Australien überholt und liegt inzwischen auf Platz drei der beliebtesten Studienziele für ausländische Studierende weltweit. Das geht aus dem Bericht „Wissenschaft weltoffen“ vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) hervor. Im Wintersemester 2022/23 studierten 367 578 internationale Studierende an deutschen Hochschulen. Das entspricht einem Anstieg um fünf Prozent verglichen zum Vorjahr. Auch bei internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gewinnt Deutschland an Beliebtheit. 70 000 internationale wissenschaftliche Beschäftigte arbeiteten und forschten zum Erhebungszeitpunkt an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen, was Deutschland neben dem Vereinigten Königreich nach den USA zu einem der wichtigsten Wissenschaftsstandorte für internationale Forschende macht. Kritik an Kosten für Hochschulgebäude Der Bund der Steuerzahler hat in seinem diesjährigen Schwarzbuch mögliche Fälle von Steuermittelverschwendung angeprangert. Das Schwarzbuch enthält auch zwei Beispiele aus dem Hochschulsektor, nämlich einen Universitätsneubau in Hamburg sowie einen Neubau für Medizinstudierende an der Universität Regensburg. Bei beiden Bauten steigen die Kosten aufgrund längerer Bauzeiten: in Regensburg vermutlich von 184 Millionen Euro auf 220 Millionen Euro, in Hamburg von 425 Millionen Euro auf wie zunächst geplant 177 Millionen Euro. Recyclingfreudigste Hochschule gekürt Die Hochschule Eberswalde ist am 10. Oktober im Bundesumweltministerium als „Recyclingfreudigste Hochschule” ausgezeichnet worden. Auf den Plätzen zwei und drei liegen die Hochschule Esslingen und die Freie Universität Berlin. „Aufsteiger des Jahres” ist die TU Braunschweig. Der Papieratlas dokumentiert seit 2008 jährlich den Papierverbrauch und die Recyclingpapierquoten in deutschen Städten, seit 2016 auch in Hochschulen. Kooperationspartner sind das Bundesumweltministerium, das Umweltbundesamt, der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund, der Deutsche Landkreistag sowie der Deutsche Hochschulverband. Verfassungsgericht bestärkt Forschungsfreiheit Ein Hochschulprofessor hatte für sein Forschungsprojekt zur „Islamistischen Radikalisierung im Justizvollzug“ Interviews mit mehreren Strafgefangenen geführt, denen Vertraulichkeit zugesichert worden war. Aufgrund des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung bei einem der Interviewten hatte das Oberlandesgericht München die Durchsuchung der Lehrstuhlräumlichkeiten des Professors und die Beschlagnahme der Beweismittel angeordnet. Das Bundesverfassungsgericht lehnte die Beschwerde des Professors zwar wegen mangelnder Fristeinhaltung ab, Gleichzeitig hob es aber in Abgenzung zum Oberlandesgericht München hervor, dass die Forschungsfreiheit auch die Erhebung und Vertraulichkeit von Daten im Rahmen wissenschaftlicher Forschungsprojekte umfasse. Der DHV sieht darin trotz der erfolglosen Beschwerde eine Stärkung der Forschungsfreiheit.

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