Forschung & Lehre 11/2023

835 11|23 Forschung & Lehre HOCHSCHULFINANZIERUNG EU gezahlt werden, sondern flächendeckend für alle Forschungsförderer selbstverständlich sein. Auch ihre Höhe muss angepasst werden. 40 Prozent der verausgabten Projektmittel kristallisierten sich dabei in den Beratungen als angemessene Größe heraus. Zu der Neujustierung von Grund- und Projektmitteln, die der Wissenschaftsrat für geboten hält, gehört aber mehr als ausgeweitete Programmpauschalen. Das Positionspapier empfiehlt beispielsweise auch, dass Eigenanteile der Hochschulen im Rahmen von Forschungsprojekten möglichst nur noch eingefordert werden sollen, wenn primäres Förderziel eine Unterstützung der Hochschulentwicklung ist. Ferner sollen Teuerungsausgleich und Tarifsteigerungen bei der Finanzierung von Forschungsprojekten Berücksichtigung finden. Diese Maßnahmen können allerdings nur erfolgreich sein, wenn Hochschulen die Strategien und Regelungen für den Einsatz und die Verteilung der Grundmittel in der Leistungsdimension Forschung aktiv gestalten. Bewertung von Forschungsleistung Darüber hinaus sind Hochschulleitungen wie alle Forschenden noch an einem anderen, ebenso wichtigen Punkt gefordert: Forschungsfinanzierung und die Bewertung von Forschungsleistung müssen gemeinsam weiterentwickelt werden. Die weit verbreitete Bewertungspraxis, die Einwerbung von Drittmitteln als Indikator für Forschungsleistung zu betrachten, führt zu falschen Anreizen und Fehlentwicklungen. Sorgen, dass sich diese Situation noch verschärft, wenn durch die Umsetzung der WR-Empfehlungen weniger (aber dafür besser ausfinanzierte) Drittmittelprojekte eingeworben werden können, haben die Ratsmitglieder im Rahmen der Beratungen über das Positionspapier ausführlich diskutiert. Eine solche Entwicklung ist jedoch keineswegs zwingend, wenn die Neujustierung von Grund- und Projektmitteln gut begleitet wird. Im Gegenteil: Wenn die Grundfinanzierung wieder mehr Spielraum zur Erfüllung ihrer Aufgaben und dabei insbesondere auch für freie Forschung böte, könnte langfristig der Wettbewerb um Drittmittel Entlastung erfahren. Die Forschungslandschaft könnte vielfältiger und produktiver werden. Über die Notwendigkeit eines Kulturwandels in der Bewertung von Forschungsleistung besteht längst breite Einigkeit. Er würde die Wirkung einer neu ausgerichteten Forschungsfinanzierung verstärken. Die Umgestaltung der Strukturen der Forschungsfinanzierung kann die Forschung nach vorne bringen – auch ungeachtet der Höhe der zur Verfügung stehenden Mittel. Gleichwohl gilt es zu betonen: Die Hochschulen werden ihre gesellschaftliche Rolle nur erfüllen können, wenn sie finanziell so unterstützt werden, wie es der großen Bedeutung von Forschung an Hochschulen für unsere Zukunft entspricht. Wissenschaftsrat (2023): Strukturen der Forschungsfinanzierung an deutschen Hochschulen | Positionspapier; Köln. https://doi.org/10.57674/ pms3-pr05. Foto: mauritius images / stopimages

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=