Forschung & Lehre 09/2023

674 DIVERSITÄT Forschung & Lehre 9|23 Ob man es Vielfalt, Diversität oder Heterogenität nennt – der Diskurs über das Potenzial von Personen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Hintergründen steht in vielen Unternehmen auf der Agenda. Forschungsergebnisse zeigen, dass diverse Teams kreativer sein können als homogene Teams, da Diversität im Team es ermöglicht, Aufgaben aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Weiterhin haben Studien gezeigt, dass ein inklusives Arbeitsumfeld und Chancengerechtigkeit Schlüssel sind, um das volle Potenzial von Diversität zu entfalten. Somit können Diversität, Chancengerechtigkeit und Inklusion Unternehmen widerstandsfähiger gegenüber Krisen machen. Wie steht es aber um die Förderung der Vielfalt in den akademischen Bildungseinrichtungen, an denen die zukünftigen Fachund Führungskräfte ausgebildet werden? Dieser Frage sind wir am Lehrstuhl für Internationales Management nachgegangen. Im Zeitraum von 2021 bis 2023 haben wir zwei Studien durchgeführt: Die erste befasst sich mit diversitätsspezifischen Angaben auf den Webseiten von 76 öffentlich-rechtlichen Universitäten in Deutschland. Für die zweite Studie haben wir ergänzend dazu Mitarbeitende der Universitätsverwaltungen sowie Studierende der betrachteten Universitäten zur Vielfalt an ihren Hochschulen befragt. Aufgrund der Dynamik dieses Themenbereiches war es uns wichtig, keine reinen Momentaufnahmen zu zeigen, sondern auch aktuelle Entwicklungen zu beleuchten. Vielfalt zentrales Ziel an Universitäten Universitäten ordnen Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Inklusion mehrheitlich als expliziten Wert ihrer Institution ein. Auch für Studierende ist das Thema Vielfalt wichtig. Sie legen Wert darauf, dass sich ihre Universitäten diesbezüglich engagieren. 61 der 76 betrachteten Universitäten haben die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet und bekennen sich damit zur Förderung von Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Inklusion. Diese Selbstverpflichtung zu mehr Vielfalt im Arbeitsleben wurde 2006 von der gleichnamigen Non-Profit-Organisation ins Leben gerufen. Dass so viele Universitäten unterzeichnen, ist ein starkes Signal nach außen und in die Institution Universität hinein. Die betrachteten Universitäten engagieren sich zudem in diversitätsspezifischen Initiativen, bekennen sich in ihren Leitbildern zur Förderung von Vielfalt, verankern das Thema strategisch und benennen verantwortliche Personen und Organisationseinheiten zur Stärkung von Diversität auf dem Campus. Unter Universitätsleitungen zeigt sich ein zunehmendes Engagement für Diversität. Auch die Führungsteams selbst sind vielfältiger geworden – nachweislich zumindest mit Blick auf die Verteilung von Männern und Frauen. Das Rektorat beziehungsweise Präsidium war 2021 bei über 70 Prozent der betrachteten Universitäten männlich besetzt. Bis zum Frühjahr 2023 wurde an sieben Universitäten eine Rektorin beziehungsweise Präsidentin hinzugewählt. Somit sind die Universitätsleitungen zwar weiterhin überwiegend männlich besetzt, der Frauenanteil ist jedoch mit 39 Prozent in den Rektoraten beziehungsweise Präsidien der Universitäten mehr als doppelt so groß wie der Frauenanteil in den Vorständen der »Unter Universitätsleitungen zeigt sich ein zunehmendes Engagement für Diversität und auch die Führungsteams selbst sind vielfältiger geworden.« Vielfalt an Hochschulen Zur Bedeutung und Umsetzung von Diversitätsstrategien | SUSANNE SCHMIDT | ANNA-MARIA MAZURCZAK Eine Studie der Universität Magdeburg zeigt, dass deutsche Universitäten die Relevanz von Vielfalt mit einem inklusiven Arbeits- und Studienumfeld erkennen. Was ihnen fehlt, sind die personellen und finanziellen Ressourcen, um denTransformationsprozess zielgerichtet voranzutreiben. AUTORINNEN Susanne Schmidt ist Professorin für Internationales Management an der Universität Magdeburg mit den Forschungsschwerpunkten Diversität, Equity und Inklusion sowie interkulturelles Management. Anna-Maria Mazurczakist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Internationales Management an der Universität Magdeburg. Fotos: Universität-Magedburg_Jana-Dünnhaupt

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