Forschung & Lehre 12/2023

Forschung & Lehre 12|23 902 NACHRICHTEN Täglich aktuelle Nachrichten auf www.forschung-und-lehre.de Moratorium für KI in Kitas und Schulen gefordert Die Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. (GBW) spricht sich inmitten der Diskussionen über ein Aufholen Deutschlands in der Digitalisierung dafür aus, zumindest teilweise in die andere Richtung zu schreiten: Sie fordert einen Aufschub der Digitalisierung in deutschen Kitas und Schulen, da die Wirkung digitaler Medien auf Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse wissenschaftlich noch zu ungeklärt sei. Zu den bislang über vierzig Unterzeichnenden gehören vor allem Vertreterinnen und Vertreter aus den Erziehungswissenschaften, Kindermedizin, Medienund andere Geisteswissenschaften sowie Mathematik. „Wir fordern die Kultusministerinnen und Kultusminister aller 16 Bundesländer auf, bei der Digitalisierung an Schulen und Kitas ein Moratorium zu erlassen“, sagte Professor Ralf Lankau, einer der Initiatoren des Aufrufs, in einer Stellungnahme der GBW. „Unterricht mit Tablets und Laptops macht die Kinder bis zur sechsten Klasse nicht schlauer, sondern dümmer“, so Landau. Es verdichteten sich wissenschaftliche Hinweise auf enorme Nachteile für die Entwicklungs- und Bildungsprozesse von Kindern durch den Einsatz digitaler Medien. Laut GWB-Aufruf „ist es dringend notwendig, die einseitige Fixierung auf Digitaltechnik in Kitas und Schulen zu revidieren, um interdisziplinär und wissenschaftlich fundiert, mit Fokus auf Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse, über IT und KI in Bildungseinrichtungen zu diskutieren.“ Breite Kritik an IZA-Personalie Die aufgrund von Einsparungen angekündigte Wiedereingliederung des erst 2015 aus dem Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) ausgelagerten „Institute on Behavior & Inequality“ (briq) an der Universität Bonn sorgt für erheblichen Unmut: Nachdem der bisherige Direktor des IZA, Professor Simon Jäger, auf Grund der Fusionspläne seinen Abschied verkündet hatte, sollte der Volkswirt Professor Armin Falk, bisheriger Leiter des briq, an die Spitze des IZA rücken. Gegen diese Personalie hatte sich jedoch ein breiter Widerstand in der deutschen und internationalen Ökonomik geregt, so dass Falk den Rückzug antrat und sich von allen Ämtern in Bonn freistellen ließ. In einem Offenen Brief hatten zuletzt fast 700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler damit gedroht, im Falle von Falks Ernennung nicht mehr mit dem IZA zusammenarbeiten zu wollen. Gegen den Volkswirt waren 2022 schwere Anschuldigungen wegen sexuellen Fehlverhaltens und Machtmissbrauchs erhoben worden. Es habe zwar eine Untersuchung stattgefunden, in der sich die Vorwürfe nicht bestätigt hätten, räumten die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner ein. Doch Falks Umgang mit den Vorwürfen habe ihn damals „das Vertrauen und die Wertschätzung seiner Kollegen“ gekostet. Studie zur Anzahl gefälschter Paper Eine unveröffentlichte Analyse, die dem Magazin „Nature“ vorliegt, geht davon aus, dass rund 1,5 bis 2 Prozent aller im Jahr 2022 veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten aus sogenannten „Paper Mills“ stammen, es sich also um Fälschungen handelt. Die Tendenz sei steigend und aktuell in Medizin und Biologie besonders hoch. „Paper Mills“ sind Unternehmen, die gefälschte Arbeiten und Autorschaften an Forschende verkaufen, die Publikationen für ihren Lebenslauf benötigen. Expertinnen und Experten warten auf genauere Erkenntnisse, um die Daten zu bewerten. Mehr Studierende als im Vorjahr starten Studium Die Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger ist nach Einbrüchen in der Coronazeit wieder etwas gestiegen. Knapp 480 000 Studierende haben sich laut Statistischem Bundesamt im Studienjahr 2023 für ein Studium entschieden. Das sind 1,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt ist die Zahl der Studierenden in Deutschland im zweiten Jahr nacheinander zurückgegangen. Im laufenden Wintersemester 2023/2024 sind laut Mitteilung insgesamt knapp 2,9 Millionen Studierende an den deutschen Hochschulen eingeschrieben, das sind 1,7 Prozent weniger als im Wintersemester 2022/2023. An den Universitäten und ihnen gleichgestellten Hochschulen war der Trend mit minus 2,4 Prozent im Hochschulvergleich am höchsten. Attraktive Forschungsstandorte Zwei der großen Universitäten in Berlin sind unter Forschenden aus dem Ausland weiterhin besonders beliebt. Das zeigt das aktuelle Humboldt-Ranking. Dahinter folgt das KIT, die Universität Konstanz und die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Den fünften bis zehnten Platz belegen die Universität Heidelberg, die Technischen Universitäten (TU) in München und Berlin sowie die Universitäten Göttingen und Freiburg. Die Grundlage für das Humboldt-Ranking 2023 bildet die Auswertung der Gastaufenthalte von Geförderten der Alexander von Humboldt-Stiftung in den Jahren 2018 bis 2022. „Die Wissenschaft lebt von der Vielfalt der Perspektiven. Damit sich weiterhin besonders talentierte Forschende für Deutschland und eine Förderung der Humboldt-Stiftung entscheiden, müssen die Stipendien finanziell attraktiv und wettbewerbsfähig bleiben“, sagte Stiftungspräsident Professor Robert Schlögl laut einer Mitteilung und wiederholte damit eine Forderung, die er nach der Ankündigung von Kürzungen im Haushalt in der NovemberAusgabe von „Forschung & Lehre“ geäußert hatte. Konzil an HU künftig viertelparitätisch besetzt Das Konzil, das das Präsidium wählt und Verfassungsänderungen für die Hochschule beschließt, soll an der HumboldtUniversität Berlin künftig viertelparitätisch zwischen Professorinnen und Professoren, wissenschaftlichen sowie weiteren Mitarbeitenden und Studierenden besetzt sein. Das berichtete der „Tagesspiegel“. Professorinnen und Professoren verlieren dadurch an Einfluss an der HU. Einen entsprechenden Antrag beschloss das Konzil laut Artikel mit knapper Mehrheit (30 JaStimmen, 26 Nein-Stimmen, vier Enthaltungen).

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