Forschung & Lehre 12/2023

12|23 Forschung & Lehre 933 REL IGION „Starke“ Überzeugungen nicht ausschließen Aber auch Bürgerinnen und Bürger mit anderen religiösen und nicht-religiösen Überzeugungen sollen sich in unsere gemeinsame gesellschaftliche Suche nach dem „Gemeinwohl“ einbringen können, statt diese Überzeugungen an der Garderobe des Diskursraums Öffentlichkeit abgeben zu müssen. Dafür plädiert neben Habermas vor allem der HarvardProfessor Michael Sandel. Er hat an zahlreichen Beispielen gezeigt, wie sehr öffentliche, ethische bis hin zu juristischen Urteilen auf solche Überzeugungen und deren Klärung angewiesen sind – etwa, wenn es um gleichgeschlechtliche Partnerschaften oder um Sterbehilfe geht. Wir brauchen demnach einen gesellschaftlichen Pluralismus, der „starke“ Überzeugungen nicht einfach ausschließt, sondern sie einbringt und miteinander ins – durchaus auch konflikthafte und streitbare – Gespräch bringt. In ähnlicher Weise hat sich Jürgen Habermas dafür ausgesprochen, dass religiöse und nicht-religiöse Menschen in einen komplementären Lernprozess eintreten, um durch das Voneinander Lernen auf dem Weg zu einer menschlicheren Gesellschaft und Welt voranzukommen. Die Bedeutung religiöser Bildung Diesen Einsichten entspricht es nicht, Weihnachten in ein vollständig säkularisiertes Winterfest zu überführen oder seinen religiösen Hintergrund auszublenden. Vielmehr wäre immer neu danach zu fragen, was der religiöse Gehalt dieses Festes auch Nichtreligiösen und Andersreligiösen zu sagen hat. Auch bei Weihnachtsmärkten und sogar in Weihnachtsgottesdiensten sind bekanntlich „alle Bevölkerungsgruppen“ willkommen. Das gilt aber nicht nur für Weihnachten und nicht nur für christliche Feste. Es gehört beispielsweise ebenfalls zur Tradition des islamischen Fests des Fastenbrechens am Ende des Ramadan, dass auch Nicht-Muslime eingeladen werden. Und so wie es möglich ist, dass NichtChristen etwas vom Weihnachtsfest lernen, können auch Nicht-Muslime etwas vom Ramadan und dem Fest des Fastenbrechens lernen. Dazu aber ist es nötig, dass in Kindertagesstätten, Schulen und anderen öffentlichen Bildungseinrichtungen das Religiöse nicht ausgeklammert oder totgeschwiegen wird. Gerade die religiösen Feste sollten als Chance für eine religiöse Bildung begriffen werden, die als wichtiger Teil der Allgemeinbildung zur Verständigung über das Gemeinwohl in einer pluralistischen Gesellschaft dringend gebraucht wird. In diesem Sinn ist Weihnachten für alle da. »Es gehört beispielsweise zur Tradition des islamischen Fests des Fastenbrechens am Ende des Ramadan, dass auch Nicht-Muslime eingeladen werden.« Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung verleiht im Jahr 2024 zum 44. Mal den Alfried Krupp-Förderpreis Der Preis ist mit 1Mio. €dotiert. Das Förderangebot richtet sich an junge Natur- und Ingenieurwissenschaftler*innen (inkl. Medizin), deren Befähigung zu Forschung und Lehre durch die Erstberufung auf eine zeitlich unbefristete oder befristete Professur (W2- oder W3-Professur) an einer Universität in Deutschland bestätigt worden ist. Sie sollten in der Regel nicht älter als 38 Jahre sein. Der Alfried Krupp-Förderpreis möchte Freiräume schaffen: Ziel ist es, Forscherpersönlichkeiten in einer noch frühen Phase ihrer wissenschaftlichen Laufbahn dabei zu unterstützen, neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Vorschläge werden bis spätestens Freitag, 1. März 2024 in elektronischer Form erbeten. Dafür steht das Online-Bewerbungsportal unter www.antrag.krupp-stiftung.de zur Verfügung. Kandidat*innen können von Einzelpersonen, Forschungsinstitutionen und Universitäten vorgeschlagen werden. Selbstbewerbungen sind ausgeschlossen. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung Hügel 15, 45133 Essen Telefon: +49 (0)201 188-4808 E-Mail: fritz@krupp-stiftung.de Bewerbungsportal: www.antrag.krupp-stiftung.de Weitere Informationen: www.krupp-stiftung.de/alfried-krupp-foerderpreis Anzeige

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